Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins in der Eurozone erwartungsgemäß nicht erhöht. Die nächste Anhebung wird im Juli erwartet.

Frankfurt am Main. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen in der Eurozone vorerst nicht weiter erhöht. Der Rat beließ den wichtigsten Leitzins am Donnerstag bei 1,25 Prozent, wie die EZB in Frankfurt am Main mitteilte. Volkswirte hatten die Bestätigung erwartet, gehen aber davon aus, dass die EZB die nächste Leitzinserhöhung bereits Anfang Juli ankündigt. Volkswirte sehen die Notenbank in der Zwickmühle. Die Inflation zieht an, was für einen erhöten Zinssatz sprechen würde. Doch das würde Schuldensünder wie Griechenland zusätzlich belasten. Das verhindert faktisch einen schnellen Ausstieg aus der Politik des extrem billigen Geldes, obwohl die EZB-Spitze immer wieder betont, sie könne keine Rücksicht auf einzelne Euro-Staaten nehmen.

Zuletzt war die Lage in Griechenland noch brisanter geworden: Athens gigantischer Schuldenberg zwingt zu weiteren Milliardenhilfen. Politik und Notenbanker ringen um Lösungen. Gegen eine Umschuldung machen führende Notenbanker seit Wochen Front. Jegliche Form der Schuldenerleichterung für Griechenland würde auch die Zentralbank treffen. Die EZB ist seit ihrem Ankaufprogramm für Staatsanleihen von Pleitekandidaten einer der gewichtigsten Gläubiger Athens. Bis Ende Mai häufte sie Staatsanleihen im Wert von 75 Milliarden Euro an.

Im April hatte der EZB-Rat erstmals seit fast genau zwei Jahren den Leitzins wieder leicht um 0,25 Punkte angehoben. Volkswirte rechnen damit, dass der wichtigste Zins zur Versorgung der Geschäftsbanken im Euro-Raum mit Zentralbankgeld im Juli weiter erhöht wird. Weiter steigende Inflationsraten könnten den Druck auf die Währungshüter erhöhen. Zuletzt lag die Jahresteuerung im Euro-Raum weit über der EZB-Warnschwelle von 2,0 Prozent – angeheizt durch hohe Energie- und Rohstoffpreise. Die Aussichten für die Inflationsraten im laufenden Jahr dürften sich nach Einschätzung von Ökonomen verschlechtert haben. Im März hatten die EZB-Experten für 2011 noch eine Teuerung von 2,3 Prozent (Spanne: 2,0 bis 2,6 Prozent) erwartet.

(abendblatt.de/dda/dpa)