Trotz Schuldenkrise und Notruf aus Portugal steigt der Leitzins auf 1,25 Prozent
Hamburg. Die Europäische Zentralbank (EZB) macht Ernst im Kampf gegen die Inflation. Die Währungshüter erhöhten den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent. Es war der erste Zinsschritt seit 2008. Mit der Zinserhöhung soll die aufkommende Inflation eingedämmt werden, die im Euro-Raum bei 2,6 Prozent liegt. Das Ziel der EZB liegt bei zwei Prozent. Experten rechnen mit weiteren Zinserhöhungen. "Ende des Jahres wird der Leitzins bei 1,75 Prozent liegen", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Verbraucher müssen mit höheren Zinsen bei Dispo- und Ratenkrediten rechnen, können aber auch auf bessere Konditionen für Sparanlagen hoffen.
Während die Zinserhöhung in Deutschland in eine Phase einer gut laufenden Konjunktur fällt, könnten sich die Probleme in den südlichen Euro-Ländern verschärfen. Andreas Rees von Unicredit rechnet damit, dass mehrere Zinserhöhungen Portugal ein halbes Prozent Wachstum kosten. Das Land hat jetzt beschlossen, die EU um Finanzhilfen zu bitten. Bis Mitte 2014 benötigt das Land 60 Milliarden Euro allein zur Finanzierung des Staatshaushalts. Weitere Hilfen für die Banken werden noch hinzukommen. Das Land sitzt auf einem Schuldenberg, der im nächsten Jahr 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreichen wird.