Die Verbraucher in Deutschland sind gebeutelt. Die jährliche Teuerungsrate lag im April bei 2,4 Prozent. Preistreiber sind Heizöl und Sprit.
Wiesbaden. Die Kosten für die Dinge des täglichen Lebens ziehen so kräftig an wie seit langem nicht mehr. Getrieben von der Energie stiegen die Verbraucherpreise im April im Vorjahresvergleich um 2,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Das ist der stärkste Anstieg seit rund zweieinhalb Jahren – zuletzt hatte die Teuerungsrate im September 2008 mit 2,9 Prozent noch höher gelegen. Die Behörde bestätigte damit ihre vorläufigen Angaben von Ende April.
Die Jahresteuerung lag im April zum dritten Mal in Folge über der Zwei-Prozent-Marke (Februar und März 2011 jeweils: plus 2,1 Prozent) und damit über der Warnschwelle der Europäischen Zentralbank (EZB), die mittelfristig nur bei Raten bis knapp unter zwei Prozent die Preisstabilität gewahrt sieht.
Größter Preistreiber auf Jahressicht war mit plus 10,5 Prozent erneut der Posten Energie. Heizöl beispielsweise – es macht etwa ein Prozent des Preise-Warenkorbs aus – verteuerte sich gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent. Diesel kostete fast 18 Prozent mehr, Superbenzin 10 Prozent. Strom verteuerte sich um knapp acht Prozent. Ohne Berücksichtigung der Energie hätte die Inflationsrate im April 2011 lediglich bei 1,5 Prozent gelegen.
Auf Monatssicht stiegen die Verbraucherpreise im April 2011 um 0,2 Prozent. Etwa die Hälfte des monatlichen Preisanstiegs sei auf die Entwicklung der Kraftstoffpreise zurückzuführen. Die Statistiker führen die erneute Anhebung der Kraftstoffpreise um 2,6 Prozent auf die Osterfeiertage und die Einführung der bei Autofahrern unbeliebten Spritsorte Super-E10 zurück.
Die EZB rechnet auch in den kommenden Monaten mit einer Inflation im Euroraum über ihrem Zielwert. Im April hoben die Notenbanker deshalb den Leitzins leicht auf 1,25 Prozent an. Beobachter sind sicher, dass noch in diesem Jahr weitere Zinsschritte folgen werden.
Allerdings gaben die Rohstoff- und auch die Ölpreise zuletzt nach, das dürfte für Entspannung sorgen: „Bis Anfang Mai kannte der Rohstoffmarkt nur eine Richtung, die nach oben. Allen voran die Energieträger und Edelmetalle haben eine sehr positive Preisentwicklung hingelegt“, schreibt DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier. Allerdings sei diese Entwicklung überzogen gewesen, die jüngste Korrektur also folgerichtig.
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Zum Schnäppchenpreis wird es Benzin trotzdem nicht geben. Nach Einschätzung der Tankstellenkette Aral bleiben die Benzinpreise in diesem Jahr hoch. Wegen des gestiegenen Bedarfs in Asien und des Ausfalls in Libyen werde der Rohölpreis voraussichtlich noch einige Zeit auf erhöhtem Niveau bleiben, sagte der Chef der Aral-Mutter BP Europa, Uwe Franke, am Mittwoch in Düsseldorf.
Der Kostenpunkt Miete verteuerte sich wie schon zuletzt auf Jahressicht um 1,2 Prozent, was auf den ersten Blick wenig erscheint. Allerdings macht sich der Wert schnell bemerkbar, denn die Mieten bilden mit rund einem Fünftel Anteil an den Gesamtkosten den mit Abstand größten Posten.
Anders als zuletzt zogen die Preise für Nahrungsmittel gegenüber dem Vormonat nicht weiter an, verglichen mit April 2010 kosteten sie 1,4 Prozent mehr. Dabei gab es allerdings kräftige Unterschiede bei der Entwicklung: Mit 33 Prozent verteuerte sich Weißkohl im April so stark wie kein anderer Posten in dem fiktiven Warenkorb, mit dem die Statistiker rechnen. Weißkohl fällt in der Gesamtrechnung aber kaum ins Gewicht und hat nur 0,2 Promille Anteil.
Bei Kartoffeln und Butter hingegen – beide kommen etwa auf einen Prozent Anteil – ist der Preisanstieg schon schneller spürbar. Kartoffeln haben mit 20 Prozent die vierthöchste Teuerungsrate, Butter kommt auf Platz zwei (plus 29 Prozent).