Zwölf Häfen, darunter auch Hamburg, wollen gemeinsam für neue Routen werben. Die EU finanziert das Projekt mit 1,9 Millionen Euro.
Hamburg. Mit einer Allianz wollen zwölf Nordseehäfen künftig den Kreuzfahrttourismus in ihrem Gebiet ausbauen. An dem europäischen Projekt Cruise Gateway North Sea, das gestern mit einer Konferenz in Hamburg gestartet wurde, beteiligen sich neben der Hansestadt und Bremerhaven Häfen aus England, Skandinavien, Belgien und den Niederlanden.
"Wir wollen davon profitieren, dass die EU Kreuzfahrten auch in dieser Region fördern will", sagt Gerd Drossel, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Hamburg Cruise Centers (HCC). Brüssel stellt für die Cruise Gateway insgesamt 1,9 Millionen Euro bereit.
Schon in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Kreuzfahrttouristen in Hamburg stetig gewachsen. 2010 waren es 246 000 und damit um 94 Prozent mehr als 2009, als 127 000 Passagiere gezählt wurden. Für die Stadt sind die Touristen eine zusätzliche Einnahmequelle, vor allem weil 97 Prozent der Gäste in Hamburg eine Kreuzfahrt starten oder nach ihrem Abschluss wieder von Bord gehen. Hintergrund: Gerade diese Passagiere kaufen in der Stadt zusätzlich ein - nach Berechnungen des HCC für durchschnittlich 75,12 Euro. Dazu bleibt knapp jeder Dritte noch zwei Nächte in einem Hotel, um sich Hamburg anzuschauen. 2010 lag der durch die Kreuzfahrer erzielte Umsatz bei 105 Millionen Euro. Drossel rechnet sogar damit, dass 2015 mehr als eine halbe Million Passagiere Hamburg besuchen werden. Das Projekt Cruise Gateway soll diesen Trend stützen.
Als Vorteil des Zusammenschlusses gilt zunächst, dass die Häfen ihre Interessen bei nationalen Politikern sowie bei der EU besser vertreten und zudem geschlossen für die gesamte Nordsee-Region werben können. Dazu kommt, dass mit den Partnerhäfen leichter ein Fahrplan für Kreuzfahrtschiffe zusammengestellt werden kann. "Auch attraktive Standorte wie Hamburg profitieren davon, wenn sie nicht nur für sich selbst werben, sondern das Ziel in einen Fahrplan eingebunden ist", sagt Drossel.
"Zur Strategie der Häfen muss es künftig zudem gehören, interessierten Besuchern das Hinterland näherzubringen", sagte der Hamburger Kreuzfahrtexperte Helge Grammerstorf. Schließlich komme die Nachfrage nach einem Hafen nicht direkt von den Reedern. Vielmehr schickten Reeder ihre Schiffe erst zu einem neuen Ziel, wenn sich genügend Passagiere für die Region interessierten. Die Chancen, dass künftig auch die Nordseehäfen vom Kreuzfahrtboom profitieren können, stehen derzeit nicht schlecht. So hat die italienische Costa Reederei angekündigt, im Sommer mit der "Costa Magica" ein Schiff für 2702 Passagiere in Hamburg zu stationieren. MSC Kreuzfahrten folgt 2012 mit der noch größeren "MSC Lirica". Auch US-Reedereien bringen mehr Schiffe nach Europa, weil die Gästezahlen im eigenen Land stagnieren.
Dagegen wächst das Interesse am Urlaub auf See in Deutschland weiter. Nachdem 2009 erstmals mit 1 026 000 Passagieren mehr als eine Million Gäste gezählt wurden, rechnet Grammerstorf, Inhaber der Beratungsfirma SeaConsult, für 2010 mit einem Plus auf knapp 1,2 Millionen. Gut möglich, dass sich viele von ihnen nach Ostsee-, Mittelmeer- oder Karibikzielen jetzt Städte an der Nordsee anschauen möchten.