Larry Page löst Eric Schmidt im April als Konzernchef bei Google ab. Die Rollen sind jetzt klarer geregelt. Das Geschäft blüht weiter.

Mountain View. Ablösung an der Spitze des Internetkonzerns Google: Mitgründer Larry Page übernimmt nach zehn Jahren in der zweiten Reihe wieder selbst das Ruder und wird neuer Konzernchef. Page wird ab 4. April das Tagesgeschäft führen. Sein Kompagnon Sergey Brin soll sich derweil um neue Produkte kümmern. "Keine Frage, Larry ist bereit, das Unternehmen zu führen“, sagte der bisherige Firmenlenker Eric Schmidt. Er wird das Unternehmen als Chef des Verwaltungsrats künftig vor allem nach außen vertreten. In dieser Funktion ist er unter anderem für Kooperationen zuständig. "Wir haben unsere Rollen jetzt klarer geregelt“, sagte Schmidt. Der bisherige Weg, Entscheidungen gemeinsam zu treffen, sei angesichts der Größe des Unternehmens zu kompliziert geworden.

Die ehemaligen Studienkollegen Page und Brin hatten Google 1998 gegründet. 2001 übergaben die beiden ihr Baby an Schmidt. Unter dem erfahrenen Manager hat sich Google von einem aufstrebenden Internetsuch-Unternehmen zu einem breit aufgestellten Technologiekonzern gemausert. "Eric ist ein toller Firmenchef und ich habe viel von ihm gelernt“, sagte Page in einer Telefonkonferenz.

Das Geschäft blüht: Im Schlussquartal stieg der Umsatz um 26 Prozent auf 8,4 Milliarden Dollar (6,2 Mrd Euro). Das Unternehmen verdiente unterm Strich satte 2,5 Milliarden Dollar und damit 29 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit übertraf Google ein ums andere Mal die Erwartungen der Analysten. Der Kurs der Aktie stieg nachbörslich um mehr als 2 Prozent.

Das meiste Geld verdient Google weiterhin mit bezahlten Suchtreffern im Web. Doch die grafischen Werbebanner und die mobile Suche werden als Einnahmequelle immer wichtiger. Lediglich das Bündnis aus Yahoo und Microsoft kann Google bei der Internetsuche in Europa und Amerika noch die Stirn bieten. In China heißt der Gegenspieler Baidu.

Im Gesamtjahr verdiente Google unterm Strich 8,5 Milliarden Dollar. Doch Google kann das Geld gar nicht so schnell ausgeben, wie es hereinkommt. In der Kasse liegen mittlerweile 35 Milliarden Dollar. "Wir hatten ein starkes Quartal und ein starkes Jahr“, sagte Schmidt. "Der Ausblick ist vielversprechend.“

Google stößt mit seinen Milliarden in immer neue Felder vor: Smartphones, Fernsehen, Internettelefonie, elektronische Bücher, Musik, Bürosoftware, PC-Betriebssystem oder Internetbrowser sind nur einige Baustellen. Google gerät dabei allerdings auch immer wieder mit Wettbewerbshütern und Datenschützern aneinander, die die Marktmacht des Internetkonzerns fürchten.

In Deutschland hatte besonders der Kartendienst "Street View“ für Unruhe gesorgt, bei dem Kamerawagen ganze Straßenzüge abfotografierten - und dabei ganz nebenbei private Daten aus offenen WLAN-Netzen aufzeichneten. Die wahre Gefahr für Google sehen Experten aber im sozialen Netzwerk Facebook mit seinen mehr als 500 Millionen Mitgliedern. Die Nutzer verbringen dort teils Stunden am Tag - ein ideales Umfeld für die Werbeindustrie. Und Facebook wächst rasant. Diesem Rivalen muss sich nun der neue, alte Google-Chef Larry Page stellen.

Wer ist Larry Page?

Einmal baute er einen Tintenstrahldrucker aus Lego. Und vielleicht ist es genau dieser jugendliche Erfindungsdrang des Google-Mitgründers Larry Page, den der weltgrößte Internet-Konzern jetzt wieder braucht: Mit 38 Jahren tritt Page als neuer Chef von Google gegen Rivalen wie Facebook und Groupon an, deren CEOs noch in ihren Zwanzigern sind. „Eine Rückkehr zu den Wurzeln ist genau das, was das Unternehmen braucht“, sagt Tricia Salinero von Newforth Partners. Denn in den vergangenen Jahre sei etwas von dem Zauber verloren gegangen, der Google einst innegewohnt habe.

Page wird von Kennern als der von Ideen angetriebene Motor von Google beschrieben. Als ungeduldig. Als hoch konzentriert. Nach seinem Maschinenbau-Studium an der University of Michigan (wo er den Lego-Drucker baute) ging er nach Stanford (wo er nun aber Google zufolge eine Auszeit von seiner Doktorarbeit nimmt). Zusammen mit seinem Kommilitonen Sergey Brin gründete er 1998 Google – der „PageRank“-Algorithmus, das Herz der Suchmaschine, trägt seinen Namen. Bis Juli 2001 war er schon mal Chef, bevor er den Job an den erfahrenen Mananger Eric Schmidt von Novell abgab. Page war 28 Jahre alt, Schmidt 46.

„Das war einfach die Art, wie so etwas damals gemacht wurde“, sagt Paul Buchheit, ein Mitarbeiter der ersten Stunden, der als Schöpfer des Google-E-Maildienstes Gmail gilt. „Alle waren der Meinung, dass man einen CEO anheuerte, wenn die Firma von zwei Kids gegründet wurde.“ Inzwischen ist es Mode, den Gründer an der Spitze zu haben. „Danach suchen gute Investoren jetzt“, sagt Buchheit. Diese Struktur habe sich bewährt.

Geschick im Umgang mit der Presse

Reibereien mit dem zweiten Gründer Brin werden nicht erwartet. „Mein Eindruck war schon immer, dass Larry mehr das Talent für das Operative hatte, den Umgang mit der Presse, so etwas“, sagt Salinero. Vermutlich habe Brin auch keine Lust, so sehr im Rampenlicht zu stehen. Beide Männer erhalten einen Dollar Jahresgehalt, verfügen jedoch je über etwa 29 Prozent der Stimmrechte bei Google, ein Konzern mit einem Börsenwert von mehr als 200 Milliarden Dollar. Sie nehmen gemeinsam Platz 24 auf Forbes-Liste der Reichen ein.

Analysten gehen davon aus, dass Page inzwischen der Aufgabe als Chef gewachsen ist. Er hätte das Ruder schon vor Jahren übernehmen können, sagt Analyst Rob Enderle von der Enderle Group. „Er hat genauso Chef-Kaliber wie Bill Gates es bei Microsoft hatte.“ Der bisherige Google-CEO Schmidt hat gar keine Zweifel. Er scherzte er bei der Ankündigung des Wechsels, eine tägliche Aufsicht durch Erwachsene sei jetzt nicht mehr nötig,