Neues Warnsignal von den Finanzmärkten für den kriselnden Handy-Hersteller: Die Ratingagentur Fitch stuft Nokia auf Ramschniveau ab.

London. Der zweite Warnschuss von den Finanzmärkten für den angeschlagenen Handy-Konzern Nokia: Die amerikanisch-britische Ratingagentur Fitch stufte das finnische Unternehmen von „BBB-“ auf „BB+“. Damit befinden sich Nokia-Anleihen auf sogenanntem Ramschniveau, der Konzern büßt seine Kreditwürdigkeit ein. Das bedeutet, Investoren sollten sich nicht mehr darauf verlassen, ihr verliehenes Geld zurückzubekommen. Auf dieser Stufe wird ein Investment grundsätzlich nicht mehr empfohlen, sondern als spekulativ eingestuft. Vergangene Woche hatte bereits die Agentur Moody's ihr Nokia-Rating gesenkt , blieb jedoch einen Schritt vor Schrott-Status stehen.

+++Nokia verlagert Smartphone-Produktion nach Asien+++

+++Nokia läuft die Zeit davon – Druck wird stärker+++

Auch auf längere Sicht erwarten die Experten keine Besserung. Fitch setzte am Dienstag auch den Ausblick auf „negativ“. Das bedeutet, das Rating wird künftig auf eine weitere Abwertung hin geprüft. Fitch begründete die Abwertung mit einer enttäuschenden Entwicklung der Nokia-Handysparte im ersten Quartal und dem schwindenden Marktanteil des Konzerns. Nokia hatte im ersten Quartal einen Verlust von 929 Millionen Euro und einen deutlichen Umsatzrückgang verbucht. „Angesichts des derzeitigen Gegenwinds für das Unternehmen ist Fitch derzeit nicht überzeugt davon, dass Nokia eine Verbesserung in den kommenden 18 Monaten gelingt“, hieß es. Auch die Agentur S&P bewertet Nokia knapp über Ramschstatus.

Nokia-Finanzchef Timo Ihamuotila betonte in einer Reaktion auf die Abstufung, das Unternehmen sei finanziell gesund. Ende März verfügten die Finnen über einen Bargeldbestand von 4,9 Milliarden Euro. „Wir arbeiten daran, Nokia für künftiges Wachstum aufzustellen“, erklärte Ihamuotila. Zudem verwies er auf Fortschritte bei Sparprogrammen. Nokia droht seine langjährige Position als Marktführer für Handys zu verlieren. Während bei Smartphones Apples iPhone und Telefone mit dem Google-Betriebssystem Android, besonders vom südkoreanischen Unternehmen Samsung, den Finnen zusetzten, wächst bei einfachen Handys die Konkurrenz durch günstige chinesische Anbieter.

Nach dem Abzug der Handy-Produktion aus Europa hatte Nokia am Montag den Aufbau einer neuen Fabrik in Vietnam gestartet. Das Werk solle günstige Telefone für die Wachstumsmärkte der Entwicklungsländer produzieren, sagte Nokia-Managerin Mary McDowell bei der offiziellen Feier am Montag. Die Produktion soll Anfang 2013 beginnen. Nokia hatte im vergangenen Herbst die Handy-Fabrik im rumänischen Cluj geschlossen, um die Produktion nach zu Asien verlagern. Dieses Werk war erst 2008 von Bochum aus nach Rumänien gezogen. Anfang Februar kündigte Nokia die Konzentration der Smartphone-Herstellung in Asien an. Davon sind in Ungarn, Finnland und Mexiko 4000 der zusammen 6900 Mitarbeiter betroffen.

Mit Material von rtr/dpa