Die Österreicherin soll das Vermächtnis des Porsche-Enkels bewahren. Sie gilt schon jetzt als eine der einflussreichsten Personen bei VW.
Hannover. Die Trennung von Beruf und Privatleben könnte dem Ehepaar Piëch ab Mitte April etwas schwerer fallen: Neben Volkswagen-Konzernpatriarch Ferdinand Piëch soll dann auch seine Frau Ursula im Aufsichtsrat von Europas größtem Autokonzern sitzen. Eine VW-Sprecherin bestätigte die Kandidatur. Ursula Piëch würde TUI-Chef Michael Frenzel ersetzen, der nicht wieder als Kontrolleur antritt.
Ferdinand Piëch selbst stellt sich als Chef des Kontrollgremiums zur Wiederwahl. Der ehemalige VW-Vorstandschef gilt als starker Mann im Konzern. Piëch sitzt seit 2002 dem VW-Aufsichtsrat vor und ist zudem Chefkontrolleur der VW-Tochter MAN sowie Mitglied des Aufsichtsrats der Porsche-Holding und der Tochter Audi.
Ursula Piëch spielt schon jetzt in der Regelung des Erbes ihres Mannes eine überragende Rolle. Der Enkel des Käfer-Ingenieurs Porsche, der am 17. April - zwei Tage vor der Hauptversammlung - 75 Jahre alt wird, brachte schon 2010 seinen Nachlass in Stiftungen ein. Ursula Piëch soll das Vermächtnis mit einer Einschränkung bewahren: Trenne sich das Ehepaar oder heirate Ursula nach Piëchs Tod wieder, verliere sie ihre Stellung als Stifterin und den Sitz im Stiftungsbeirat, berichtete damals der "Focus" unter Berufung auf die Stiftungsurkunden.
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Wenn Piëch als VW-Aufsichtsratsvorsitzender wiedergewählt wird, ist er nach Ablauf des Mandats von fünf Jahren 80. Die heutige Mittfünfzigerin Ursula könnte dann seine Pläne sichern: Piëch will VW zu einem Autoimperium ausbauen, das mit einer Modelpalette vom Kleinstwagen bis zum Riesen-Lkw an die Weltspitze fahren und Marktführer Toyota überholen soll. Dazu dient auch die Verschmelzung mit Porsche, die sich jedoch hinzieht.
Schon jetzt gilt die Österreicherin als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten bei VW. Auch ohne Amt ist die 55-Jährige, die seit 1984 mit Ferdinand Piëch verheiratet ist, präsent. Bei vielen Entscheidungen im Konzern sei sie ein wichtiger Faktor, heißt es unter Insidern. Bei öffentlichen Auftritten wie zuletzt auf dem Autosalon in Genf sitzt sie mit ihrem Mann stets in der ersten Reihe, neben sich die Vorstände.
Die Blondine wird von Insidern als lebenslustige und eloquente Frau geschildert, die "eine hohe Affinität" zu Autos habe und wisse, wie der Volkswagen-Konzern mit seinem komplizierten Geflecht "tickt". Sie sei "natürlich" geblieben und hebe nicht ab, sei aber auch machtbewusst, heißt es. Nun soll der Einfluss der 55-Jährigen mit der Nominierung für den Aufsichtsrat weiter wachsen.