Die Computerprobleme wirkten sich offenbar nicht negativ aus. Lockangebote anderer Banken verärgern den Sparkassenchef Harald Vogelsang.
Hamburg. Haspa-Chef Harald Vogelsang hat die Bilanzvorlage der Sparkasse für einen Seitenhieb auf einige Konkurrenten genutzt. Auslöser waren die "Lockangebote" anderer Banken: "Wer Tagesgeldzinsen von drei Prozent attraktiv findet, muss wissen, dass die Zinsen für langfristige Baufinanzierungen auch nur bei rund drei Prozent liegen." Von solchen Geschäften könne keine Bank auf Dauer leben: "Das ist nur durch Quersubventionierung möglich - und meist kommen solche Angebote von Banken, die staatlich gestützt werden mussten", sagte Vogelsang.
Auch im Firmenkundengeschäft wird die Konkurrenz für die Sparkasse demnächst härter, nachdem die HSH Nordbank ankündigte, im Marktsegment der Kunden oberhalb von 50 Millionen Euro Umsatz wieder deutlich aktiver zu werden. Es gebe Überschneidungen mit der eigenen Zielgruppe, räumte Vogelsang ein. Er mache sich aber darüber keine Sorgen: "Wir begrüßen das eher, weil die Zurückhaltung der HSH in den vergangenen Jahren für manche ihrer Kunden nicht erfreulich war." Zudem seien durch das Verschwinden von einst eigenständigen Anbietern wie der Vereins- und Westbank und der Dresdner Bank Lücken in der Marktabdeckung entstanden.
+++ Haspa-Chef Harald Vogelsang: "Kredite werden knapper" +++
+++ Haspa-Studie: Unbequeme Wahrheiten über Hamburg +++
Vogelsang warnte aber vor den Folgen, die das neue internationale Regelwerk "Basel III" auf die Unternehmensfinanzierung haben werden. Damit würden die Darlehen knapper und teurer. "Das ist der falsche Weg", so derHaspa-Chef: "Wenn es so kommt wie geplant, müssten Kredite an Firmenkunden aus dem Mittelstand mit 30 Prozent mehr Eigenkapital unterlegt werden, während für Anleihen überschuldeter Staaten überhaupt keine Eigenkapitalunterlegung nötig ist." Eine solche Regelung treffe ausgerechnet Sparkassen und Volksbanken, "die die Krise nicht verursacht, sondern im Gegenteil stabilisierend gewirkt haben." Die Regulierungsbehörden müssten auch die Konsequenzen ins Kalkül ziehen: "Sollen mittelständische Familienunternehmen in Scharen an den Kapitalmarkt getrieben werden? Das halten wir für untauglich und gefährlich."
+++ HSH Nordbank will wieder gute Geschäfte machen +++
Trotz der weiterhin bestehenden Risiken aus der Staatsschuldenkrise sieht Vogelsang die Perspektiven der Hansestadt positiv: "Die Stimmungslage der Hamburger könnte kaum besser sein." In einer von der Haspa in Auftrag gegebenen Umfrage hätten kürzlich so viele Bürger wie noch nie seit Beginn der regelmäßigen Befragungen im Jahr 2003 ihre finanzielle Situation als "gut" oder "sehr gut" eingeschätzt.
Die Hamburger Wirtschaft werde sich 2012 voraussichtlich besser entwickeln als die Konjunktur im gesamten Bundesgebiet: "Mindestens ein Prozent Wachstum sollte drin sein." Auch an der Börse werde es in diesem Jahr in der Tendenz aufwärtsgehen: Den Deutschen Aktienindex (DAX) veranschlagt Vogelsang zum Jahresende auf 7000 Punkte, allerdings sei mit sehr starken Schwankungen zu rechnen.
+++ Haspa: Hamburger Wirtschaft ist robust aufgestellt +++
2011 war für die Sparkasse ein "bewegtes Jahr" - schon wegen der Computerprobleme im Zuge der Umstellung auf ein neues IT-System. "Das war sehr ärgerlich für uns und für unsere Kunden", sagte Vogelsang. Mit dem neuen System jedoch werde eine individuellere Kundenberatung zu niedrigeren Kosten möglich. Dem Vorstand zufolge gingen durch die Probleme keine Kunden verloren, jedenfalls sei kein solcherEffekt messbar gewesen.
Unter dem Strich hat die Haspa im vorigen Jahr 20.000 Kunden hinzugewonnen. "Das ist keine Selbstverständlichkeit an einem hart umkämpften Bankenmarkt wie Hamburg", so Vogelsang. Die neuen Beratungsstandards, mit denen man sich noch stärker an den individuellen Bedürfnissen der Kunden orientiere, seien gut angekommen. Das Institut war in die Kritik geraten, weil es vor der Insolvenz der US-Bank Lehman Brothers Zertifikate dieser Bank verkauft hatte, die dann praktisch wertlos wurden.
Angesichts des Wachstums im Kundengeschäft erhöhte sich die Bilanzsumme um knapp ein Prozent auf 38,6 Milliarden Euro. Auch wegen des erhöhten Sachaufwands durch die IT-Umstellung stieg der Jahresüberschuss nur geringfügig auf 80 (79) Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl nahm um100 auf rund 5700 Personen zu.
Einige der Beschäftigten sind derzeit in Schleswig-Holstein aktiv: Die Spar- und Leihkasse zu Bredstedt, an der die Haspa Finanzholding mit 25 Prozent beteiligt ist, hat Finanzprobleme. Eine Lösung hätte laut Vogelsang längst gefunden werden können, wenn "Dritte" - gemeint sind die Mehrheitseigner und der Sparkassenverband - zugestimmt hätten.
Dennoch will sich die Haspa auch künftig bei Beteiligungen an schleswig-holsteinischen Sparkassen auf eine Anteilsminderheit beschränken. "Wir meinen, dass Sparkassen ihre Eigenständigkeit in ihrer Region behalten sollten", sagte Vogelsang.