Gespräche über Europazentrale für die Windkraft in Hamburg. Rund 5000 Beschäftigte der Branche arbeiten in der Stadt.

Hamburg. Der Besuch der hochkarätigen Delegation war bis zuletzt geheim gehalten worden. Gestern kamen nach Informationen des Abendblatts Manager aus Südkorea nach Hamburg in die Wirtschaftsbehörde. Das Anliegen der Gruppe war eindeutig. Der südkoreanische Konzern Samsung erwägt, die Europazentrale seiner Windkraftsparte in der Stadt anzusiedeln. Samsung wäre der erste südkoreanische Hersteller aus diesem Bereich in Hamburg. Die Wirtschaftsbehörde schwieg sich gestern aus. "Es ist totale Vertraulichkeit vereinbart worden. Wir äußern uns dazu nicht", sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos). Die Gründe für die Wahl der Asiaten liegen auf der Hand. Die Hansestadt gilt inzwischen europaweit als die Metropole der Windbranche. In Hamburg sitzen nicht nur die Entscheider der weltweit größten Firmen aus diesem Bereich, sondern auch zahlreiche Projektentwickler für Windparks. Auch deshalb könnte die Hansestadt noch für ein weiteres asiatisches Wind-Unternehmen interessant sein. Mitsubishi Heavy Industries erwägt, seine Europazentrale für erneuerbare Energien in der Hansestadt anzusiedeln. Auf seiner Asienreise Ende Mai zum Thema regenerative Energie will Horch unter anderem nach Japan fliegen und dort die Ansiedlung vereinbaren.

Um die 5000 Mitarbeiter aus der Branche arbeiten bereits in Hamburg - entweder bei den Herstellern selbst, bei Zulieferern oder in einem der zahlreichen Ingenieurbüros, die sich neben der Luftfahrtbranche auch auf den zukunftsträchtigen Bereich Windenergie spezialisiert haben.

Auch die Auftraggeber für neue Parks wie die Energiekonzerne Vattenfall, RWE Innogy, EnbW oder die dänische Dong haben ihre Zentralen oder Dependancen in Hamburg. Das Geschäft brummt, Mitarbeiter werden händeringend gesucht. Allein Vattenfall teilte gestern mit, dass bis Jahresende in der Windsparte weitere 170 Stellen geschaffen werden. Für den geplanten Auf- und Ausbau seiner Windkraftparks im Meer und an Land sucht das Energieunternehmen Juristen, Kaufleute und Projektentwickler. Bedarf herrscht vor allem an Ingenieuren der Fachrichtungen Maschinenbau, Schiffbau, Hoch- und Tiefbau, Elektro-, Umwelt- und Energietechnik. Die Stellen sind in Deutschland, Großbritannien und Dänemark zu besetzen.

Angefangen hat die Erfolgsserie mit dem Unternehmen Repower, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1994 zurückgehen. Damals gab es nur vereinzelt Firmen der noch relativ neuen Branche in der Stadt. Heute jedoch haben mehr als 600 Windfirmen ein Büro oder eine Niederlassung an der Alster. So sind neben den Stromkonzernen die Windrad- und Turbinenhersteller Siemens, General Electric, Vestas und Nordex mit ihren Deutschland- oder Europazentralen für den Bereich Windkraft in der Stadt präsent.

"Hamburg hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Zentrum für die deutsche und für die internationale Windenergiebranche entwickelt", sagte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes WindEnergie. Nicht nur von Großansiedlungen namhafter Konzerne würde die Hansestadt profitieren, sondern auch von der "Weiterentwicklung der Finanzmetropole Hamburg mit dem neuen Schwerpunkt auf erneuerbare Energien, insbesondere auf Windkraft", so Albers. Im Klartext: Banken finanzieren Projekte und Emissionshäuser legen Fonds auf, an denen sich Anleger beteiligen können.

Als Standortvorteil erweist sich laut Peter Kaiser, Projektleiter beim Forschungsinstitut Prognos, dass die "Stadt eine hohe Lebensqualität bietet". In Hamburg sitzen die Entscheider und die Forschungseinrichtungen der Branche. Die Produktion der Anlagen ist dagegen an der Küste zu Hause.