Der Bundesdatenschützer warnt davor, Facebook zu viele Daten anzuvertrauen. Besonders die neue Chronik-Funktion steht im Fokus der Kritik.

Berlin. Kurz vor dem erwarteten Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook hat der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar Onlinenutzer davor gewarnt, dem US-Konzern zu viele Daten preiszugeben. „Man soll von der Wiege bis zur Bahre und darüber hinaus im Netz präsent sein“, mahnte Schaar im TV-Sender Phoenix mit Blick auf die Funktion „Chronik“, die Facebook derzeit auch den gut 20 Millionen deutschen Nutzern aufzwingt. „Damit kann die kulturelle Errungenschaft des Vergebens und Vergessens verschwinden.“

Schaar erinnerte zudem daran, dass Facebook bis heute keine Daten löscht: „Es macht sie nur unsichtbar.“ Das Netzwerk habe zwar angekündigt, dies zu ändern, aber nach wie vor nicht gehandelt. Der Bundesbeauftragte bedauerte zudem, dass sich der US-Konzern der Diskussion entziehe und deshalb unter anderem nicht an Talkshows im TV teilnehme. Er forderte den Konzern auf, sich Kritik zu stellen.

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Unterdessen wurde am Mittwoch erwartet, dass Facebook seinen lange erwarteten Gang zur Börse startet und die nötigen Papiere bei der US-Börsenaufsicht einreicht. Das würde Gründer Mark Zuckerberg aller Wahrscheinlichkeit nach zum reichsten Menschen der Welt machen. Es wird erwartet, dass Facebook an der Börse fünf bis zehn Milliarden US-Dollar einsammelt, um seine Dienste weiterhin stark auszubauen.

Ende Januar hatte Facebook bestätigt, die interaktiven Lebensläufe „Chronik“ (englisch „Timeline“) für alle seiner gut 800 Millionen Nutzer weltweit zur Pflicht zu machen. Datenschützer wie Schaar warnen vor dieser Darstellung, weil sie Nutzern ermöglicht, gezielt im Leben von Freunden zu stöbern. Außerdem verleite die „Chronik“ Facebook-Mitglieder dazu, historische Fotos in das eigene Profil zu laden – etwa Aufnahmen aus Kindheit und von der Geburt. (dapd/abendblatt.de)