Hamburger Firma wynsh und Händler im Stadtzentrum starten neue Verkaufsaktion. Verbraucherschützer skeptisch.
Hamburg. Große Plakate sollen am Eingang werben. Morgen vor der Gänsemarktpassage. Erstmals starten zwölf dort ansässige Händler mit einem neuen Verkaufskonzept, das den Umsatz kräftig steigern soll. Kunden, die ein iPhone oder ein Android-Handy haben, können beim Einkaufsbummel ihr Lieblingsstück im Laden fotografieren und über ein herunterladbares kostenloses App an die Hamburger Firma wynsh schicken. Daraufhin bekommen sie entweder Rabatte oder andere Zugaben wie ein kostenloses Essen in einem Restaurant in der Nähe als Gewinn. Manchmal ziehen die Kunden auch eine Niete oder bekommen nur eine kostenlose Tasse Kaffee als Trostpreis. Voraussetzung ist, dass das Lieblingsstück auch tatsächlich gekauft wird. Sonst verfällt der Gutschein.
Entwickelt wurde das Konzept in Hamburg von der wynsh-Mutter WindoWin. Vor gut einem Jahr von Marc Schwieger, ehemaliger langjähriger Partner der Werbefirma Scholz & Friends gegründet, beschäftigt das Unternehmen, an dem sich inzwischen mehrere Investoren beteiligt haben, heute schon 32 Mitarbeiter. Wynsh war unter anderem bereits in Spanien (mit der Marke Mango), Schweden (Deichmann), Österreich (S. Olivier) und in den USA mit der Marke Rockport aktiv. Insgesamt arbeitet die Firma nach eigenen Angaben bereits mit mehr als 100 Händlern mit über 2500 Läden in Europa zusammen. In den nächsten Wochen wird wynsh in fast der Hälfte aller deutschen Shopping-Center des Hamburger Einkaufszentren-Betreibers ECE zum Einsatz kommen. Zu Testzwecken wurde zudem in Sydney, New York und Beverly Hills "gewynsht". Die Geschäfte bezahlen 100 Euro pro Monat für den Service. Die Aktionsdauer wird immer durch die Marke bestimmt, um den Jagdtrieb der Kundschaft nach Rabatten ideal steuern zu können. Am Gänsemarkt ist am Sonnabend nach 20 Uhr Schluss.
Mit wynsh soll beim Einkaufen der Spieltrieb der Kunden angeregt werden. "Der Unterschied zu vielen anderen Aktionen und Apps ist, dass man sein Wunsch-Produkt rabattiert bekommen kann, und keine Restposten", sagt wynsh-Chef Sascha R. Rowold. "Das ist mit einem Lotteriespiel vergleichbar, bei dem man zuvor auch nicht weiß, ob man gewinnt oder nicht."
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Rowold war, bevor er nach Hamburg kam, mehrere Jahre lang in den USA im Online-Handel tätig. Seine beiden Mitgeschäftsführer Stefan Worthmann und Christoph Hilberath waren als Handelsexperten bei der Unternehmensberatungsgesellschaft Boston Consulting beschäftigt. Der Vorteil für den stationären Handel bestehe darin, dass die Kunden länger im Shop bleiben und sich vielleicht weitere Angebote ansehen, während sie darauf warten, dass der Gutschein auf dem Handy aufblinkt. Wer die App auf das Handy geladen hat, wird zudem von wynsh automatisch informiert, wenn in seiner Nähe weitere Verkaufsaktionen stattfinden.
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"Inzwischen entfallen bereits sieben bis acht Prozent des Einzelhandelsumsatzes auf Online- und Versandhandelsanbieter. Der stationäre Handel muss darauf reagieren", sagt der Hamburger Handelsforscher Rainer P. Lademann dem Abendblatt. "Auch deshalb gibt es bereits viele neue Versuche, Kunden in die Geschäfte zu locken. Da werden Rabatte über das Handy angeboten, Coupons verteilt oder Menschen über Apps animiert, in ganz bestimmte Geschäfte zu gehen. Eine Werbemaßnahme, die allerdings auch als Belästigung empfunden werden kann." Es werde noch Zeit brauchen, bis absehbar ist, welche der zahlreichen Experimente sich am Ende erfolgreich durchsetzen. Edda Castelló von der Hamburger Verbraucherzentrale zeigt sich gegenüber solchen sogenannten Koppelaktionen skeptisch. "Es fehlt bei den Aktionen an Transparenz", sagt sie.