Mehr als 30.000 Gläubiger sind von der Pleite betroffen – besonders die Privataktionäre werden ihre Forderungen wohl abschreiben müssen.
Erlangen. Der Insolvenzverwalter von Solar Millennium macht den mehr als 30.000 Aktionären und Anleihegläubigern des Solar-Kraftwerksentwicklers wenig Hoffnung. Über den geplanten Verkauf von jeder der rund 60 Projektgesellschaften und Beteiligungen müsse einzeln mit einer Vielzahl von Partnern verhandelt werden, erklärte Volker Böhm nach einer ersten Bestandsaufnahme bei Solar Millennium am Donnerstag in Erlangen. Erst im Laufe des Prozesses werde sich der wahre Wert der Projekte ermitteln lassen. „Die Projekte befinden sich überwiegend in sehr frühen Entwicklungsstadien“, sagte er. „Nur ein Kraftwerk ist bereits fertiggestellt, ein weiteres befindet sich im Bau.“
In vielen Fällen hätten die Projektpartner wegen der Insolvenz das Recht, die Anteile von Solar Millennium einfach einzuziehen, erläuterte der Insolvenzverwalter. Das mache das Ziel, die Projekte am Leben zu erhalten, nicht einfacher. Böhm hat sich die Dienste der Unternehmensberatung Deloitte gesichert, die bei der Investoren-Suche helfen soll. Zusammen mit ihr werde mit Hochdruck an Lösungen gearbeitet. Auch die nicht von der Insolvenz betroffene US-Tochter Solar Trust soll verkauft werden. Deren Milliarden-Solarprojekte in Kalifornien und Nevada hatte Solar Millennium eigentlich an den kleinen Konkurrenten Solarhybrid verkaufen wollen. Unter anderem Verzögerungen bei dem Verkauf hatten die Insolvenz kurz vor Weihnachten ausgelöst.
+++ Solar Millenium-Insolvenz: Hoher Schaden für Anleger +++
Am schlechtesten sind die 14.000 Solar-Millennium-Aktionäre dran. Sie müssen sich im Insolvenzverfahren ganz hinten anstellen und dürften daher vollständig leer ausgehen. Für ein Insolvenzplanverfahren, mit dem die Firma als Ganzes gerettet werden könnte, sieht Böhm keine Chance. Einen großen Teil der Projekte hatte Solar Millennium auch über fünf Anleihen im Volumen von 227 Millionen Euro finanziert, in die rund 16.000 Anleger investiert haben. Sie gelten im Insolvenzverfahren als unbesicherte Gläubiger und können ihre Ansprüche nach Eröffnung des Verfahrens, voraussichtlich im März, anmelden. Sie dürften sich mit einem Bruchteil des eingesetzten Geldes zufriedengeben müssen. „Wie hoch die Quote sein wird, lässt sich heute noch nicht prognostizieren“, erklärte Böhm.
Die größten Chancen haben die rund 4000 Investoren in zwei geschlossene Fonds, die Solar Millennium aufgelegt hat, um die Projekte Andasol und Ibersol in Spanien zu finanzieren. Das mit 48 Millionen Euro angestoßene Andasol-Kraftwerk produziere seit kurzem bereits Strom. Das Ibersol-Projekt, für das nur 6,6 Millionen Euro zusammengekommen waren, hatte Solar Millennium noch vor der Insolvenz abgebrochen. Das Geld liegt Böhm zufolge auf einem Treuhandkonto und soll zurückgezahlt werden.
Die 60 Mitarbeiter von Solar Millennium in Deutschland erhalten dem Insolvenzverwalter zufolge noch bis Ende Februar Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur. Die 250 Beschäftigten in den Projektgesellschaften seien zurzeit nicht von der Insolvenz betroffen. Böhm schloss nicht aus, Schadenersatzansprüche gegen die ehemaligen Manager von Solar Millennium zu prüfen, gegen die im Zuge der Pleite schwere Vorwürfe laut geworden waren. Zurzeit stehe aber die Sicherung des Unternehmens und der vorhandenen Werte im Vordergrund. (Reuters/abendblatt.de)