Besonders Versandpotheken in der Kritik. Günstige Preise für rezeptfreie Medikamente gibt es vermehrt auch in der Apotheke um die Ecke.
Berlin. Die Beratung in Apotheken lässt einem Test zufolge noch immer häufig zu wünschen übrig. Die Stiftung Warentest vergab in ihrer am Donnerstag vorgestellten Untersuchung an elf von 50 getesteten Apotheken ein „mangelhaft“ und nur an sieben ein „gut“. Dabei schnitten Vor-Ort-Apotheken deutlich besser ab als Versandapotheken.
Beratung zu Medikamenten und die Herstellung einer Rezeptur standen im Mittelpunkt des Tests. Stiftung Warentest ließ Kunden in 27 Vor-Ort-Apotheken in Berlin, Essen, Nürnberg und Augsburg den Service testen. Zudem prüfte sie den Bestell- und Lieferservice, die Webseite und die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Versandapotheken. Das Ergebnis: Unter den Vor-Ort-Apotheken gab es siebenmal ein „gut“, 16 „befriedigend“ und vier „ausreichend“ oder „mangelhaft“. Bei den Versandapotheken erreichte keine ein „gut“ und nur vier von 23 ein „befriedigend“; 19 Versandapotheken wurden mit „ausreichend“ oder „mangelhaft“ bewertet.
Hier geht es zur Tabelle von Stiftung Warentest
Vor allem die Beratung der Kunden kam in den Augen der Tester zu kurz. So interessierten sich die Apotheker beispielsweise nicht für den Zustand eines Kleinkindes, für das ein Medikament besorgt werden sollte. „Fragen Sie aktiv nach Rat, wenn Sie Gesundheitsrisiken ausschließen möchten“, empfahl deshalb Holger Brackemann, Bereichsleiter Untersuchungen bei Stiftung Warentest am Donnerstag in Berlin.
Besonders wichtig sei es, die Wechselwirkung zwischen Medikamenten zu erfragen. Der Test hatte ergeben, dass Fachkräfte vielfach falsch über Arzneimittel informierten, oder die Wechselwirkung zwischen Medikamenten trotz einfacher Problemstellung nicht erkannten. Brackemann warnte vor Gesundheitsrisiken, die durch den Mangel an Information entstünden.
Kritik äußerten die Tester auch an der Art der Beratung, bei der Vertraulichkeit vermisst wurde. „Viele Beratungen in Apotheken berühren sehr persönliche Punkte“, sagte Brackemann. Eine Testerin hatte zum Beispiel ein Mittel gegen Inkontinenz verlangt und sich bloßgestellt gefühlt, nachdem die Apothekerin das Gespräch für alle Kunden hörbar mit ihr führte. Brackemann forderte deshalb Verbesserungen bei der „diskreten Beratung“.
Ein weiteres Manko, das der Test aufdeckte: Versandapotheken hielten sich nicht an die Pflicht, Rezepturen herzustellen. „Denn hinter jeder Versandapotheke steckt eine Vor-Ort-Apotheke, die Mixturen herstellen muss“, sagte Brackemann.
Stiftung Warentest ermittelte außerdem erhebliche Preisunterschiede bei rezeptfreien Medikamenten. So kostete eine Hautcreme bei verschiedenen Anbietern zwischen 6,23 Euro und 12,90 Euro. Dabei waren Versandapotheken nicht generell günstiger als die Apotheke um die Ecke.
Insgesamt schnitten die Vor-Ort-Apotheken beim Test zwar besser ab, als die Versandapotheken, doch wollte Hubertus Primus, Bereichsleiter Publikationen bei der Stiftung Warentest, daraus keine grundsätzliche Empfehlung für Vor-Ort-Apotheken ableiten. „Dafür waren die Vor-Ort-Apotheken nicht überlegen genug“, sagte er.
Demgegenüber sah der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Heinz-Günter Wolf, die Vor-Ort-Apotheken klar im Vorteil. „Es ist höchste Zeit für das Verbot von Pick-up-Stellen und eine schärfere Kontrolle des Versandhandels“, erklärte er am Donnerstag in Reaktion auf den Test.