Nokia will einen kostenlosen Navigationsdienst anbieten. Das Angebot soll in 74 Ländern und 46 Sprachen gelten.
Helsinki/Berlin. Nach Google drängt auch Nokia auf den schnell wachsenden Navigationsmarkt. Der finnische Handy-Hersteller kündigte am Donnerstag einen kostenlosen Navigationsdienst auf seinen Geräten an. Das Angebot solle den Absatz der Smartphones stützen, sagte Nokia-Marketingchef Anssi Vanjoki in Helsinki. Zudem könnten sie dadurch ihre Produktpreise verteidigen. Den Herstellern von Navigationsgeräten wie TomTom und Garmin erwachsen damit mächtige Gegner. Der Navigationsmarkt steht Experten zufolge vor einem Wandel.
Nokia will seinen Dienst auf rund 20 Millionen Geräten in 74 Ländern und 46 Sprachen zur Verfügung stellen. Daraus entstehende Umsatzverluste sollten über Werbeeinnahmen teilweise aufgefangen werden, sagte der für standortbezogene Dienste zuständige Nokia-Manager Michael Halbherr in Berlin.
Halbherr räumte ein, Nokias kostenloses Angebot werde massive Auswirkungen auf reine Software-Anbieter haben. Es sei ein Wendepunkt für die Industrie. Navigationsangebote über das Handy haben dem Markt eine völlig neue Richtung gegeben. Die Verkäufe von Navigationsgeräten gehen zurück, während die Handylösungen immer beliebter werden. Die Aktien von klassischen Anbietern wie TomTom und Garmin gaben am Donnerstag deutlich nach, sie verloren 8,5 beziehungsweise 4,1 Prozent. TomTom macht 70 Prozent seines Umsatzes mit mobilen Navigationshilfen. Seine Navigationssoftware für iPhones kostet in Nordamerika 70 Dollar.
Analyst Martin Garner von CCS Insight stellt in Frage, dass Kunden überhaupt noch bereit sind, für Navigationsdienste zu zahlen, wenn Nokia und Google diese Informationen kostenlos liefern. Google bietet seit Ende 2009 auf dem nordamerikanischen Markt einen kostenlosen Navigationsdienst auf einem Motorola-Smartphone an. Nokia hatte bereits 2008 für 8,1 Milliarden die Firma Navteq gekauft, einen Anbieter von digitalen Karten. Analysten gehen davon aus, dass sich jetzt auch Microsoft, RIM und Samsung auf die Suche nach Übernahmeobjekten begeben.
Experten zufolge könnte der kostenlose Navigationsdienst Nokia dabei helfen, seine Stellung als Marktführer auf dem weltweiten Smartphone-Markt zu verteidigen. Die Finnen verkaufen nach wie vor mehr solcher berührungsempfindlichen Geräte als alle Konkurrenten, allerdings haben Apple und Research in Motion mit ihren iPhones und Blackberrys Nokia zuletzt Marktanteile abgejagt. Nokia-Aktien legten in Helsinki um 1,2 Prozent zu.
Die Finnen werden am kommenden Donnerstag ihre Quartalszahlen veröffentlichen. Analysten spekulieren auf eine Abschreibung auf Navteq, sind sich über die Höhe allerdings unsicher. Im dritten Quartal hatte der Konzern hauptsächlich wegen einer Abschreibung auf die Netzbau-Tochter NSN einen Verlust von 913 Millionen Euro ausgewiesen.