Experten sagen fallende Kosten frühestens für Ende März voraus. Gasbezieher müssen aber zunächst mit keiner Tariferhöhung rechnen.
Hamburg. Wer jetzt sein Heizöl bestellt, muss mit Wartezeiten von einer Woche oder mehr rechnen. Die Händler sind derzeit im Dauerstress. Denn wegen des Kälteeinbruchs ist die Nachfrage der Kundschaft in die Höhe geschnellt - die Vorräte in vielen Tanks gehen zur Neige. "Wir haben doppelt so viel zu tun wie in normalen Zeiten", sagt Marc Iden, der zusammen mit seinem Vater Bernd die Geschäfte beim Hamburger Traditionsbetrieb Iden Heizöl führt. Von fünf Uhr morgens bis 19 Uhr sind die 16 Fahrer mit ihren neun Tankwagen im Einsatz. "Wer kein Öl mehr hat, wird natürlich gleich beliefert - auch sonntags", verspricht Iden. "Wir lassen keinen frieren."
Die Hamburger müssen derzeit vergleichsweise viel für ihr Heizöl zahlen. Mit 64 Euro pro 100 Liter bei der Abnahme von 3000 Litern liegt der Preis auf einem Niveau, das seit November 2008 nicht mehr erreicht wurde. Und Rainer Wiek vom Energie Informationsdienst (EID) ist sich sicher, dass die Preise erst wieder fallen werden, wenn die Temperaturen deutlich steigen. Schwacher Trost für die Kunden: Vor Beginn der Wirtschaftskrise im Juli 2008 verlangten die Händler sogar an manchen Tagen 100 Euro für 100 Liter.
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"Der Winter ist auf der gesamten Nordhalbkugel, auch in Amerika und Asien dieses Jahr besonders heftig", sagt Klaus Matthies, Rohstoffexperte des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI). Deshalb habe die Nachfrage nach Brennstoffen nicht nur in Deutschland so stark angezogen. Das lässt sich auch am Rohölpreis ablesen, der seit Dezember von 70 Dollar je Barrel (159 Liter) auf jetzt 80 Dollar anzog. Bedingt durch die Minusgrade ist das Destillat, aus dem Heizöl und Diesel hergestellt werden, besonders begehrt und wird an den internationalen Märkten teuer verkauft. "Der Preis pro Tonne stieg seit Jahresbeginn von 649 auf 673 Dollar", sagt Shell-Sprecherin Cornelia Wolber. Gleichzeitig zog der Dieselpreis an den Tankstellen seit Neujahr um vier Cent pro Liter an. Shell beliefert von der Raffinerie in Harburg aus ausschließlich Heizölhändler.
Hat man noch ausreichend Heizöl im heimischen Tank, sollte mit dem Einkauf bis Ende März oder April gewartet werden, rät HWWI-Experte Matthies. "Wir rechnen damit, dass der Preis für Rohöl im Frühjahr wieder auf 70 bis 75 Dollar zurückgeht. Das wird sich auch auf das Heizöl auswirken." Während des Winters dürften die Heizölpreise aber nicht sinken, sagt Händler Marc Iden. "Sie könnten sogar weiter steigen." Wird das Öl zu Hause knapp, sollten daher zumindest 1000 Liter bestellt werden, um so den Bedarf bis zum Frühjahr zu decken. "500 Liter könnten bei einem langen Winter zu wenig sein", sagt der Heizölhändler. Zudem werden bei der geringeren Menge gleich 75 bis 78 Euro pro 100 Liter fällig.
Bezieher von Erdgas können zumindest in diesem Winter aufatmen. Denn nach Angaben des norddeutschen Versorgers E.on Hanse sind zumindest bis Ende März keine Tariferhöhungen geplant - trotz der viel diskutierten Preisbindung vom Gas- an den Ölpreis.