Ein Täter zapfte illegal das Online-Netzwerk “SchülerVZ“ an. Inzwischen konnte er ermittelt werden.
Hamburg. Hunderttausende deutsche Schüler sind Opfer eines groß angelegten Datenmissbrauchs geworden. Beim Online-Netzwerk "SchülerVZ" wurden mehr als eine Million Datensätze illegal kopiert und weitergereicht. Das teilte der Betreiber VZ-Netzwerke, zu dem auch die Portale "StudiVZ" und "MeinVZ" gehören, am Wochenende mit. Mit diesen drei Portalen und deren insgesamt rund 15 Millionen Nutzern gilt VZ-Netzwerke als Marktführer in Deutschland.
Der Täter sei mit Hilfe des Landeskriminalamtes in Berlin mittlerweile ermittelt, teilte VZ-Netzwerke mit, ohne diesen näher zu beschreiben. Er habe die Daten "weiteren Personen" zur Verfügung gestellt, die er bislang nicht nennen wolle.
Der tatsächliche Umfang des Schadens bei "SchülerVZ" ist bislang offenbar nicht bekannt. Dem Internetblog "netzpolitik.org" wurden nach eigenen Angaben mehr als eine Million Daten aus "SchülerVZ" zur Verfügung gestellt. Aus den Daten könne man gezielt bestimmte Personengruppen herausfiltern. Beispielsweise sei es möglich, alle 13-jährigen Mädchen von einer nahe gelegenen Schule herauszusuchen und gleichzeitig deren Fotos zu betrachten.
Meldungen über Datenmissbrauch und -diebstahl häufen sich derzeit. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass dem Finanzdienstleister AWD (Hannover) 27.000 detaillierte Datensätze von Kunden entwendet worden waren. Diese wurden dem NDR zugespielt. AWD teilte am Wochenende mit, dass darüber hinaus weitere Datensätze aus den Jahren 2003 und 2004 an die Öffentlichkeit gelangt seien. Das Unternehmen habe 2007 Anzeige erstattet, die Ermittlungen seien aber von der Staatsanwaltschaft Hannover wegen mangelnder Erfolgsaussichten eingestellt worden.
Die Deutsche Telekom, die selbst mit der illegalen Weitergabe von Kundendaten zu kämpfen hatte, will mit einer branchenweiten Aktion koordiniert gegen den Diebstahl solcher Informationen vorgehen. Man wolle die Chefs aller großen Kommunikationsunternehmen in Kürze zu einer Art Gipfelgespräch einladen, sagte der für Datensicherheit zuständige Telekom-Vorstand Manfred Balz dem "Spiegel". Es habe sich beim illegalen Handel mit Daten "ein System mit kriminogenen Strukturen" entwickelt. Ein "gefährliches Provisionskarussell" lade zum Betrug geradezu ein.