Deutsche Verleger begrüßen Microsofts Idee, über die Suchmaschine Bing Verlage an Werbeeinnahmen im Netz zu beteiligen.

Hamburg/Berlin. Die deutschen Verleger begrüßen die Idee des Softwarekonzerns Microsoft, über seine Suchmaschine Bing die Verlage an Werbeeinnahmen im Netz zu beteiligen. „Es ist immer gut, eine Alternative zu haben. Google hat mit über 90 Prozent Anteil am deutschen Suchmaschinenmarkt praktisch eine Monopolstellung“, sagte der Multimediareferent des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Holger Kansky, am Dienstag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Bing ist aber kein Allheilmittel.“ Denn ein möglicher Exklusivvertrag, wie er im Gespräch sei, bedeute, dass die Verlage ihre Inhalte für die Suchmaschine Google sperren müssten, und dann würden sie an Reichweite verlieren. „Und nur über Reichweite ist eine Werbefinanzierung möglich.“

Am Vortag war bekanntgeworden, dass der Medienmogul Rupert Murdoch für seine internationale News Corp. mit Microsoft über Exklusivverträge für Bing verhandelt, ebenso wie zahlreiche europäische Medienhäuser. Das Ziel von Microsoft ist es, seine Suchmaschine bekannter zu machen und den unangefochtenen Marktführer Google anzugreifen. „Die Websites deutscher Verlage bekommen 30 bis 50 Prozent ihrer Besucher über Google, vor allem über Google News“, sagte Kansky. Diese würden bei einem Exklusivdeal mit Bing erst einmal wegfallen. „Es ist fraglich, ob Bing für eine exklusive Listung dieser Inhalte soviel bezahlen würde, dass es den Reichweitenverlust ausgleicht.“

Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) könnte sich solch eine Strategie für einzelne Medienhäuser vorstellen. Es liege dann in deren Ermessen, ob sie zugunsten eines solchen Bing-Deals auf Werbeerlöse verzichten können, sagte der VDZ-Geschäftsführer für digitale Medien, Alexander von Reibnitz. Im Grunde gehe es aber darum, die Verlagsinhalte im Internet auf möglichst vielen Plattformen anzubieten und die Erlöse im Internet gerecht zu verteilen. In diesem Sinne würden auch weiter Gespräche mit Google geführt.

Einerseits sei es für die deutschen Medienhäuser gut, dass sie über die Google-Suchergebnisse so viele Besucher auf ihre Websites bekommen, meinte Kansky. Andererseits blieben die Verlage bei der Vermarktung und der Abrechnung aber außen vor. „Die Verlage fordern von Google ein „fair search“ und ein „fair share„: Wir wollen wissen, wie gelistet wird und warum welches Angebot oben in der Ergebnisliste steht, und wir wollen an den Werbeeinnahmen, die mit unseren aufwendig hergestellten Qualitätsinhalten generiert werden, beteiligt werden“, sagte Kansky.

Google verdiene über Werbung, die bei einer normalen Suche neben den Ergebnissen platziert wird, in Deutschland rund 1,2 Milliarden Euro jährlich. Auf der deutschen Google-News-Seite hingegen gibt es bislang noch keine Werbung. „Die Betonung liegt auf „noch“. In den USA gibt es auf den News-Seiten mittlerweile Werbung, und dann kommt es früher oder später auch in Deutschland“, betonte Kansky. Außerdem tauchten auch bei der normalen Suche in den Ergebnissen Verlagsangebote auf, mit denen Google dann über Reklame indirekt Geld mache. dpa pn yyzz