Institute übernehmen Schäden bei Missbrauch. Verursacher der Sicherheitspanne sitzt in Spanien. Tipps, wie man sich schützen kann.

Hamburg. Ein neuer Verdachtsfall eines Lecks bei Kreditkartendaten hat die deutschen Banken und Millionen ihrer Kunden aufgeschreckt. Nachdem die Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard die Geldhäuser davor warnten, dass wegen eines vermeintlichen Datendiebstahls bei einem spanischen Zahlungsabwickler die Daten deutscher Kunden gefährdet seien, müssen nun Branchenkreisen zufolge mehrere Hunderttausend Karten ausgetauscht werden, mit denen in den vergangenen Monaten in Spanien bezahlt wurde.


"Alle deutschen Banken sind betroffen", sagte Steffen Steudel, Sprecher des Zentralen Kreditausschusses (ZKA), dem die Spitzenverbände aller deutschen Bankengruppen angehören, dem Abendblatt. "Wir haben allen Banken empfohlen, vorsorglich alle gefährdeten Karten umzutauschen." So ziehen die Volks- und Raiffeisenbanken rund 60 000 Karten aus dem Verkehr. Dies wird als reine Präventionsmaßnahme bezeichnet, zumal nach den Worten von Steudel noch gar nicht zweifelsfrei feststeht, dass Daten bei dem spanischen Dienstleister tatsächlich in unbefugte Hände geraten sind.

Die Postbank, die rund eine Million Karten ausgegeben hat, will allerdings nur in Einzelfällen, in denen ein Verdacht auf Betrug vorliegt, die Karten tauschen, wie Unternehmenssprecher Ralf Palm sagte.

Auch bei der Haspa werden nur vereinzelt Kreditkarten ausgewechselt. "Kunden, bei denen ein Risiko gesehen wird, dass ihre Karten betroffen sein könnten, sind schon angeschrieben worden", sagte Haspa-Sprecher André Grunert dem Abendblatt. "Uns sind bisher aber keine Missbrauchsfälle bekannt, die eindeutig auf den Vorfall in Spanien zurückzuführen wären."

Insgesamt gibt es in Deutschland laut ZKA knapp 25 Millionen Kreditkarten. Der Umtausch einer Karte koste die Bank zwischen fünf und zehn Euro.

Bereits im Sommer vorigen Jahres hatte ein spektakulärer Betrugsfall für Aufsehen gesorgt. Damals stahlen kriminelle Computerhacker in den USA die Daten von sogar 40 Millionen Kreditkarten.

Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen von besorgten Karteninhabern:

Was sollten Inhaber von Kreditkarten jetzt tun?

"Sie müssen nur, wie man das ohnehin regelmäßig tun sollte, ihr Konto auf unerklärliche Abbuchungen prüfen", sagte Edda Castelló, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg, dem Abendblatt. Auch der aktuelle Fall des Datenmissbrauchs in Spanien sei "im Grunde kein Problem für den Verbraucher". Weil bei eventuellen illegalen Abbuchungen keine Unterschrift des Karteninhabers vorliege, würden ihm die Schäden erstattet.

Sind Kreditkarten unsicherer als EC-Karten?

"Eine Kreditkarte ohne PIN-Nummer ist eigentlich ein sehr sicheres Zahlungsmittel, deutlich sicherer als eine EC-Karte", sagte Verbraucherschützerin Castelló. "Bei den Kreditkarten kommen Missbrauchsfälle eher selten vor." Laut Kriminalstatistik ist in Deutschland die Zahl der Fälle von "Betrug mittels rechtswidrig erlangter Kreditkarten" im Jahr 2008 um 14,4 Prozent auf 7940 zurückgegangen, während mehr als 30 000 Fälle von EC-Kartenbetrug gemeldet wurden.

Wozu braucht man überhaupt eine Kreditkarte?
"Bei Reisen ins außereuropäische Ausland braucht man eine Kreditkate häufig, zum Beispiel um im Hotel zu bezahlen", sagte Edda Castelló. Schließlich sei es dort sinnvoll, nicht so viel Bargeld bei sich zu haben. Zur Versorgung mit Bargeld an Automaten seien aber EC-Karten wegen der niedrigeren Gebühren den Kreditkarten mit PIN-Nummer vorzuziehen.

Wer haftet für Schäden durch Kartenbetrug?

Grundsätzlich die Bank - es sei denn, der Kunde habe sich grob fahrlässig verhalten. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn sich die Karte in einem Mantel an einer frei zugänglichen Garderobe befand oder in einer Tasche, die über einer Stuhllehne in einem Restaurant hing. Ebenso liegt grobe Fahrlässigkeit vor, wenn man die Karte nicht unverzüglich bei der Bank sperren ließ, nachdem man bemerkte, dass die Kreditkarte abhandengekommen ist, oder nachdem verdächtige Abbuchungen vorgenommen wurden. Zwar haften laut EU-Recht Kunden, die ihre Bankkarte verloren haben, seit wenigen Wochen auch bei unverzüglicher Meldung des Verlusts mit bis zu 150 Euro selbst für Schäden. Sparkassen und viele Banken wollen dessen ungeachtet den Schaden aber wie bisher voll ersetzen.

Wie schützt man sich gegen Kreditkartenbetrug?

Die wichtigste Regel lautet: Man sollte die Kreditkarte nicht unbeaufsichtigt lassen, damit Daten nicht kopiert werden können. Aber auch Kaufbelege sollte man an einem sicheren Ort aufbewahren. Denn sie enthalten Daten, mit denen Betrüger illegal im Internet zulasten des Kartenkontos einkaufen können.

Vorsicht ist auch beim Onlineeinkauf geboten. Experten empfehlen, die Kreditkartennummer nur bei einer sicheren Internetverbindung einzugeben. Sie ist daran zu erkennen, dass die Internetadresse anstelle von http:// mit https:// beginnt - oder am Symbol eines Vorhängeschlosses in der unteren Leiste des Bildschirmfensters.

Noch besser ist es, wenn zusätzlich die dreistellige Prüfnummer auf der Kartenrückseite verlangt wird.