Erste Unregelmäßigkeiten und Fehlbeträge tauchen auf. Über 100.000 Kunden sämtlicher Bankinstitute sind betroffen.

Berlin/Bonn/Frankfurt. Nach dem Verdacht auf massenhaften Missbrauch von Kreditkartendaten gibt es womöglich erste Schäden. Die Postbank bestätigte am Mittwoch, es habe Kundenbeschwerden über Unregelmäßigkeiten und Fehlbeträge gegeben. Bei den Sparkassen, der Deutschen Bank und der Commerzbank hieß es weiter, der Austausch betroffener Karten erfolge rein vorsorglich. Nach dpa-Informationen müssen in Deutschland mehrere hunderttausend Karten ausgetauscht werden, allein bei den Sparkassen 190 000 Stück. Verbraucherschützer übten harsche Kritik und forderten, die Geldhäuser müssten Kunden schneller aufklären und für mehr Schutz der Daten sorgen.



Bereits vor vier Wochen hätten die Kartenunternehmen Mastercard und Visa die Institute über betroffene Karten informiert, kritisierte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). „Wer schon so lange über das Problem Bescheid weiß, sollte in der Lage sein, seine Kunden umfassend aufzuklären.“ Aller Wahrscheinlichkeit nach sei es zu einem kriminellen Angriff auf Karteninformationen bei einem spanischen Abrechnungsdienstleister gekommen. Dort hätten anscheinend entweder Mitarbeiter Daten entwendet oder Hacker sich Zugang zu einem Computerserver verschafft. Die Dienstleister müssten sicherstellen, dass ihre Systeme nicht von außen geknackt werden könnten und sie ihr Personal mit größter Sorgfalt auswählten und kontrollierten.

Verbraucher sollten bei Banken nachfragen, ob ihre Karte betroffen sei, und Abrechnungen genau kontrollieren, sagte vzbv-Experte Manfred Westphal. „Wenn sich auf den Auszügen nicht genehmigte Abbuchungen befinden, sollten die Betroffenen von ihrer Bank umgehend fordern, die Beträge zu erstatten.“ Die Geldinstitute stünden in der Pflicht, für etwaige Schäden in jedem Fall einzustehen.

Die Postbank hat auch selbst bereits Unregelmäßigkeiten entdeckt, wie ein Sprecher sagte. Es handele sich bisher nur „um ein geringes Maß“. Zahlen nannte er nicht. Karten betroffener Kunden seien gesperrt und ausgetauscht worden. Es sei noch nicht definitiv klar, ob die Unregelmäßigkeiten mit dem Datendiebstahl in Spanien zusammenhingen.

Bei der Deutschen Bank hieß es, derzeit würden wegen der Warnungen von Visa und Mastercard mehr Kreditkarten ausgetauscht als üblich. Wie viele Kunden des größten deutschen Kreditinstituts betroffen sind, wollte ein Sprecher nicht sagen. Auch zu Kosten für Herstellung und Vertrieb der Karten äußerte er sich nicht. Schadensfälle gebe es nicht, die Maßnahme sei rein präventiv. Bei der Commerzbank wurde Anfang November „eine geringe Zahl von Kreditkarten umgetauscht“, wie ein Sprecher sagte. Der Kartenaustausch sei „vorsorglich“ und dauere „einige Tage“. Tatsächliche Betrugsfälle gebe es bei der Bank nicht.

Ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands sagte, es seien keine Schadensfälle und keine Hinweise darauf bekannt. Es zeige sich, dass die Alarmsysteme funktionierten. Die Landesbank Berlin (LBB) verstärkte ihre Risikoüberwachung. Bei auffälligen Transaktionen werde umgehend mit dem Karteninhaber über Sperre oder Austausch gesprochen, hieß es. Ein genereller Kartenaustausch sei daher bisher nicht geplant. Die LBB und ihre Tochter Berliner Sparkasse gehören mit 1,9Millionen Karten zu den großen Anbietern.

Die Deutsche Kreditbank hat nach eigenen Angaben die betroffenen Karten bereits ausgetauscht. Schäden oder Betrugsfälle seien nicht festgestellt worden. Insgesamt sind in Deutschland mehr als

20Millionen Kreditkarten im Umlauf. Kreise bestätigten der dpa am Mittwoch einen Bericht des Bayerischen Fernsehens, wonach allein die Sparkassen 190 000 Karten austauschen müssten.