Neuer Tarif startet am 1. Januar 2010 für Privatkunden und kleine Firmen. Rohstoff wird aus Pflanzen gewonnen.
Hamburg. Nirgendwo in Deutschland ist der Wettbewerb auf dem Gasmarkt so intensiv wie in Hamburg. Dennoch ist der Anteil an Biogas in der Hansestadt noch extrem gering. Nach Angaben des Internetportals Verivox gibt es zwar 32 verschiedene konventionelle Tarife, aber mit dem Hamburger Unternehmen Lichtblick nur einen einzigen Anbieter für Biogas. Das soll sich ändern: Nachdem der neue, städtische Versorger Hamburg Energie kürzlich angekündigt hatte, neben Ökostrom künftig auch Ökogas anzubieten, brescht bereits jetzt E.on Hanse vor. Das Unternehmen will am 1. Januar 2010 erstmals in seinem Verbreitungsgebiet mit einem Biogastarif für Privat- und kleine Gewerbekunden auf dem Markt antreten.
"Hamburg hat einen hohen Bevölkerungsanteil, der auf eine regenerative Energieerzeugung wert legt", begründet Matthias Wendel, Vertriebschef von E.on Hanse, den Vorstoß des Unternehmens. "Kunden, die sich für unser Produkt entscheiden, erhalten eine Mischung aus herkömmlichem Erdgas mit einem besonders hohen Bioerdgas-Anteil", sagte er. Reines Biogas für Privathaushalte kann in Deutschland mangels Verfügbarkeit höchstens in der Nähe von Biogas-Anlagen als sogenannte Insellösung angeboten werden. Überregionalen Anbietern jedoch bleibt nur der Weg einer Beimischung. So garantiert etwa Lichtblick seinen Kunden, dass mindestens fünf Prozent ihres Gasbezugs "Bio" ist. E.on Hanse will laut Wendel sogar zehn Prozent Gas, das aus der Verarbeitung von nachwachsenden Rohstoffen stammt, beimischen.
"Unser Biogas-Anteil kommt aus deutschen Quellen und wird derzeit von einer Einspeisungsanlage in Sachsen-Anhalt bezogen." Wir führen aber auch Gespräche mit schleswig-holsteinischen Biogas-Produzenten", sagte Wendel, der zum künftigen Tarif noch keine Angaben machen konnte. "Wir rechnen noch. Aber trotz der zusätzlichen Kosten für den Biogas-Anteil werden wir einen attraktiven Preis bieten können."
Das Biogas-Angebot ist Teil einer neuen Serviceoffensive, die mit dem Umzug der Vertriebsabteilung von E.on Hanse im vergangenen Mai von Quickborn nach Hamburg begonnen hatte. In den Kühnehöfen in Altona, wo auch die 110 Vertriebsmitarbeiter des Unternehmens arbeiten, hat das Unternehmen sein erstes Kundencenter in Hamburg eingerichtet. Weitere sollen laut Wendel in Harburg und in Schleswig-Holstein folgen. Zudem hat der Energieversorger neben der kostenpflichtigen Servicenummer den Hamburger Anschluss 60 59 00 06 eingerichtet, wo sich ab heute auch Interessenten über das neue Biogas-Angebot informieren können.
Biogas entsteht durch die Vergärung von organischem Material. Bevorzugt werden speziell für die Energienutzung gezüchtete Pflanzensorten. Beim Vergärungsvorgang entsteht zu 50 bis 70 Prozent Methangas und zu 30 bis 50 Prozent Kohlendioxid. Weitere Bestandteile sind Stickstoff, Sauerstoff und Schwefelwasserstoff.
In einer nächsten Bearbeitungsstufe werden Kohlendioxid, Wasser und Schwefelwasserstoff abgeschieden. "Danach wird das Biogas veredelt und auf den entsprechenden Betriebsdruck verdichtet, damit es in das bestehende Erdgasnetz eingespeist werden kann", so Wendel. Der Verbraucher merke keinen Unterschied.