Familien zahlen laut Studie 150 Euro zu viel, weil günstige Einkaufskosten nicht weitergegeben werden.

Hamburg. Die deutschen Gasversorger senken ihre Preise weit weniger, als sie könnten. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, die im Auftrag der Grünen angefertigt wurde. Auf Basis der gesunkenen Ölpreise seien auch die Einkaufskosten für Gas stark gefallen. Die Versorger hätten dagegen nur etwa die Hälfte ihrer Einsparungen an die Kunden weitergegeben.

Die Folge sei, dass ein Durchschnittshaushalt für seinen Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden in diesem Jahr 150 Euro mehr bezahlen müsse, als auf Basis der Kostenentwicklung seines Versorgers gerechtfertigt sei. Günter Hörmann, Chef der Hamburger Verbraucherzentrale, überrascht das Ergebnis der Studie nicht. "Wir können die Aussage aufgrund der uns von Verbrauchern vorgelegten Fälle bestätigen: Die Preissenkungen sind zu gering und kommen zu spät und dazu noch pünktlich zum Auslaufen der Heizperiode", sagte er dem Abendblatt.

Die CDU hat gestern die Kartellbehörden von Bund und Ländern zur Überprüfung der Gaspreise aufgefordert. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla sagte, seine Partei erwarte außerdem von den Energieversorgern, "dass sie die entsprechenden Preissenkungsmöglichkeiten zu 100 Prozent ausnutzen". Beatrix Brotkorb, Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums, ergänzte: "Das Kartellamt schaut sich die Fälle an." Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn forderte "deutlich mehr Wettbewerb als bisher auf dem Gasmarkt".

Während der westmecklenburgische Energieversorger Wemag gestern ankündigte, zum 1. Mai die Gaspreise um durchschnittlich zwölf Prozent senken zu wollen, gibt es beim Hamburger Marktführer E.on Hanse dazu keine Pläne. Eine Sprecherin verwies im Abendblatt darauf, dass das Unternehmen seine Preise bereits zum 1. Februar und zum 1. April um zusammen 19 Prozent gesenkt habe. Und die Stadtwerke Wedel betonten, dass ihr Gas 17 Prozent günstiger geworden sei. Bei Vattenfall beruft man sich darauf, dass der Preis seit dem 1. Januar 2008 stabil sei, also nicht erhöht wurde.

Nach den Preisrunden am Ende der Heizperiode müssten für die kommenden Monate weitere Preissenkungen folgen, forderten dagegen die Verfasser der Studie. Sollten auch diese nur zur Hälfte umgesetzt werden, bedeute dies, dass die Gasversorger in diesem Jahr auf Kosten der Kunden rund 1,6 Milliarden Euro zu viel kassierten.

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