Während die Verhandlungen mit zukünftigen Investoren hinter geschlossenen Türen weitergehen, plant Opel die Kundenoffensive: das aktuelle Astra-Modell soll günstiger werden.
Düsseldorf. Im Kampf um verloren gegangene Marktanteile will Opel neue Wege gehen: Parallel zum neuen Astra, der ab dem nächsten Jahr vom Band laufen soll, will Opel den jetzt noch aktuellen Astra weiter bauen und deutlich günstiger verkaufen, wie die „Rheinische Post“ berichtet. „Damit wollen wir Käufer ansprechen, die auf ein voll ausgereiftes und bewährtes Neuwagen-Modell zu einem sehr günstigen Preis setzen“, wird der Betriebsratschef des Bochumer Opel-Werkes, Rainer Einenkel, zitiert.
Das Bochumer Opel-Werk wird wesentlicher Nutznießer dieser neuen Strategie sein: Laut Einenkel sieht die aktuelle Planung vor, dass die Produktion sämtlicher „Alt-Astra“-Modelle an diesem Standort konzentriert wird. Erst am Mittwoch hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, der zukünftige Opel-Investor Magna wolle einen Teil der Produktion in Bochum und Rüsselsheim nach Österreich beziehungsweise Ungarn verlagern.
11.600 Jobs weniger bei Opel in Europa
Magna wolle europaweit rund 11.600 Stellen streichen, berichtete die Tageszeitung „Die Welt“ unter Berufung auf einen vorläufigen operativen Geschäftsplan der Firma. Zuvor war schon von einem Abbau von 10.000 bis 11.000 Stellen bei einem Magna-Einstieg die Rede gewesen, davon 2500 hierzulande.
Laut „Welt“ sollen 9500 Stellen in der Produktion wegfallen, die restlichen 2100 Jobs im Vertrieb und in der Verwaltung. So solle die Auslastung der 14 europäischen Werke von derzeit 56 Prozent auf 96 Prozent steigen. Die Zahl der verkauften Autos solle bis 2014 von 1,16 Millionen auf 1,47 Millionen steigen. Wirtschaftsminister Guttenberg sagte in Berlin, der Bundesregierung sei keine neue Zahl zum geplanten Arbeitsplatz-Abbau bekannt. Die Bundesregierung gehe weiter von der bisher genannten Streichung von 10.000 bis 11.000 Jobs aus.
Weitere Interessenten für Opel
Trotz der angepeilten Übernahme durch den Autozulieferer Magna gibt es neue Interessenten für Opel. Die Bundesregierung sei weiter im Gespräch mit anderen Investoren, darunter auch bisher unbekannte, sagte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Donnerstag vor Journalisten in Berlin. Magna plant im Falle einer Übernahme einem Zeitungsbericht zufolge, etwas mehr Stellen abzubauen als bisher bekannt.
„Es gibt immer wieder Investoren, die bei uns Interesse zeigen“, sagte Guttenberg. Dazu gehörten nicht nur die drei Bieter, die vor zwei Wochen gegen Magna unterlegen waren. Damals waren der italienische Autobauer Fiat, der US-Finanzinvestor Ripplewood und der chinesische Investor BAIC leer ausgegangen.
Guttenberg betonte, die Bundesregierung begleite die derzeit laufenden Verhandlungen von General Motors und Magna so, „dass sie auch zu einem Erfolg geführt werden können“. Es gebe aber die Möglichkeit, dass die Gespräche scheitern. „Es ist gerade im Interesse der Arbeitnehmer in Deutschland, dass man sich weiterhin nicht blind gegenüber anderen zeigt“, sagte Guttenberg. Opel ist vom Staat in eine Treuhand ausgelagert worden. Magna soll nach einer Einigung mit General Motors in einem zweiten Schritt bei Opel einsteigen.
Sportwagenbauer Koenigsegg kauft Saab
Unterdessen berichten schwedische Medien, der schwer angeschlagene Autobauer Saab wird vom Sportwagenhersteller Koenigsegg übernommen. Wie der TV-Sender SVT berichtet, stehen auch norwegische Investoren hinter der Übernahme. Saab mit 4000 Beschäftigten ist bisher eine Tochter des insolventen US- Autoherstellers General Motors (GM). Das schwedische Unternehmen wird seit Jahresbeginn selbst von einem Insolvenzverwalter geführt.
Einzelheiten über den Verkaufspreis und Zukunftspläne wurden nicht mitgeteilt. Ein Regierungssprecher in Stockholm erklärte, dass staatliche Garantien für den Fall einer Saab-Übernahme vorbereitet würden. Die Verhandlungen über Details der Übernahme sollten bis zu den Sommerferien abgeschlossen sein, hieß es in Stockholm. Koenigsegg stellt exklusive Sportwagen in kleiner Stückzahl im südschwedischen Ängelholm her. Seit dem Beginn der Krise und dem massiven Einbruch des Saab- Absatzes hatte die Stockholmer Regierung alle Hilfsleistungen für das Unternehmen abgelehnt. Sie begründete ihre Haltung mit dem Fehlen eines realistischen Zukunftskonzeptes neuer Eigner.
Als zentrales Problem für einen Käufer gelten die hohen Schulden von Saab bei der bisherigen US-Mutter GM. Sie belaufen sich auf 90 Prozent der Gesamtschulden von zehn Milliarden Kronen (900 Mio Euro). Das schwedische Unternehmen hat seit den 1990er Jahren fast durchgängig Verluste eingefahren. Initiativen für eine gemeinsame Zukunft mit der bisherigen GM-Tochter Opel blieben ergebnislos.