“Wir müssen das Haus Continental kleiner machen“, sagte Conti-Chef Karl-Thomas Neumann vor den Aktionären. Das heißt: Demnächst ist jeder zweite Conti-Arbeiter in Deutschland in Kurzarbeit, 7000 Stellen sind bereits gestrichen. Und es werden noch mehr. Bildergalerie: Aufgeheizte Stimmung unter Conti-Protestlern.

Hannover. Begleitet von massiven Protesten hat der Autozulieferer Continental den geplanten Abbau von 1900 Stellen in Deutschland und Frankreich verteidigt und weitere Streichungen angedeutet.

In Deutschland werde man in absehbarer Zeit "an immer mehr Stellen mit Kurzarbeit nicht mehr weiterkommen", sagte Vorstandschef Karl-Thomas Neumann am Donnerstag in Hannover auf der Continental-Hauptversammlung. Am Rande demonstrierten 3000 deutsche und französische Conti-Beschäftigte für den Erhalt ihrer Jobs.

Die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit werde sich im April von 20.000 auf 25.000 erhöhen, sagte Neumann. Damit sei jeder zweite deutsche Continental-Beschäftigte in Deutschland in Kurzarbeit. Aktuell habe Conti weltweit 133.000 Arbeitnehmer. Am Jahresanfang waren es noch 140.000 Beschäftigte, die weltweite Mitarbeiterzahl hat sich damit seit Jahresanfang um 7000 reduziert.

"Arbeit lässt sich nicht herbeidemonstrieren"

Der Conti-Chef kündigte ein weiteres Schrumpfen an. Bis zur Erholung der Autoindustrie werde es Jahre dauern. "Deshalb haben wir keine Wahl: Wir müssen das Haus Continental kleiner machen, auch über Restrukturierungen", sagte er. "Arbeit für alle bei Continental lässt sich nicht herbeidemonstrieren", fügte er mit Blick auf die Proteste der Gewerkschaften hinzu.

Als eine große Herausforderung bezeichnete Neumann die Einhaltung der Klauseln für die Conti-Kredite in Höhe von insgesamt 11,8 Milliarden Euro. Es fehle zudem ein Gesamtkonzept zur strategischen Aufstellung des Unternehmens. Die Frage müsse beantwortet werden, ob Conti sich auf das Zuliefergeschäft konzentrieren solle und was aus der Reifen- und Gummisparte werden solle.

Conti allein könne die Antworten nicht liefern. Aus der Sicht des Vorstandes werde es aber "zunehmend riskant, sich im Kreise zu drehen, ständig dieselben Fragen zu stellen", warnte der Conti-Chef. In spätestens 100 Tagen wolle er ein Zukunftskonzept vorlegen, weiteres Zuwarten könne sich Conti nicht leisten.

Schaeffler in der Kritik

Die grundsätzliche strategische Ausrichtung sei verknüpft mit den Überlegungen des Großaktionärs Schaeffler, dessen Banken und der Conti-Kreditgeber. Vor allem Aktionärschützer kritisierten auf der ersten von der Schaeffler Gruppe dominierten Hauptversammlung das Verhalten des Großaktionärs.

Neumann nannte die geplante Schließung von Reifenwerken in Clairoix in Frankreich und in Hannover erneut "alternativlos". Auf einer Kundgebung am Rande der Hauptversammlung bezeichnete der IG-BCE-Tarifexperte Werner Bischof die Streichung von 1900 Jobs in Clairoix und Hannover als "wirtschaftlich fehlerhaft und eine sozialpolitische Bankrotterklärung des Conti-Vorstandes".

Protestierende Conti-Beschäftigte aus Deutschland und Frankreich waren zuvor in einem lautstarken Protestmarsch vom Hauptbahnhof zum Ort der Hauptversammlung gezogen. Rund 1000 Conti-Arbeiter aus dem französischen Clairoix kamen mit einem Sonderzug zu der Demonstration.