Der weltgrößte Autobauer Toyota macht erstmals Verluste, Arbeitgeber streichen Stellen, selbst in China bricht das Gewinnwachstum ein: Die Wirtschaftskrise hat Asiens Exportnationen mit voller Wucht erwischt. Jetzt muss die heimische Nachfrage angekurbelt werden.

Tokio. Die Wirtschaftskrise hat die exportabhängigen Volkswirtschaften Asiens mit voller Wucht erfasst. Die japanische Industrieproduktion stürzte im November innerhalb eines Monats um 8,1 Prozent ab und damit so stark wie nie zuvor, wie das Wirtschaftsministerium am Freitag in Tokio mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich sogar ein Minus von 16,2 Prozent.

Südkorea warnte angesichts der dramatisch sinkenden Nachfrage auf seinen Exportmärkten vor einer "beispiellosen Krise". Selbst chinesische Firmen meldeten eine dramatische Verlangsamung ihres Gewinnwachstums.

Japanische Wirtschaftsexperten reagierten geschockt auf die Zahlen. "Die Produktion ist im freien Fall", sagte Naoki Iizuka vom Wertpapierhaus Mizuho Securities. Japans Wirtschaft werde frühestens im Oktober kommenden Jahres wieder festen Boden unter die Füße bekommen. "Die Produktion rauscht abwärts wie die Niagara-Fälle", sagte der Chefvolkswirt von Tokai Tokyo Securities, Mitsuru Saito. "Was hier passiert, geht weit über alle Vorstellungen von Toyota und Sony hinaus. Beide können jetzt keine Pläne für die Zukunft in der Tasche haben."

Rote Zahlen bei Toyota

Der weltgrößte Autobauer Toyota musste erst in diesem Monat einräumen, erstmals in seiner Geschichte einen Verlust einzufahren. Selbst die drastische Produktionskürzung konnte nicht verhindern, dass die Lagerbestände in Japan um knapp ein Prozent zulegten.

Wegen des starken Exportrückgangs bauen viele japanische Unternehmen derzeit massiv Arbeitsplätze ab, was wiederum den privaten Konsum dämpft. Die Kern-Inflation halbierte sich deshalb im November unerwartet deutlich auf 1,0 Prozent. Nach Einschätzung vieler Experten befindet sich das Land damit voll auf Kurs zu einer zeitweiligen Deflation im kommenden Jahr.

Da die japanische Notenbank ihre Leitzinsen bereits auf nahezu null Prozent gesenkt hat, muss sie die Wirtschaft wohl schon bald mit anderen Mitteln ankurbeln - etwa, indem sie noch mehr Geld in den Kreislauf pumpt. Der japanische Wirtschaftsminister Kaoru Yosano versprach zudem, seine Regierung werde über weitere Konjunkturprogramme nachdenken, falls sich die Lage weiter verschlimmert. Die Regierung prognostizierte erst am Donnerstag, dass die Stahlproduktion in Japan Anfang 2009 um ein Drittel zurückgehen wird - auf den tiefsten Stand seit 40 Jahren.

Weniger Wachstum in China

Der wirtschaftliche Ausblick für Südkorea und China ist ebenfalls düster. In einem Bericht der Regierung in Seoul hieß es am Freitag, das Land stehe einer "beispiellosen Krise" gegenüber, da mit Export und heimischer Nachfrage die beiden Grundpfeiler der Volkswirtschaft gleichzeitig nachgäben. Die Zentralbank Chinas erklärte, das Land müsse angesichts des wegbrechenden Exports mehr tun, um die heimische Nachfrage anzukurbeln. Dann könne das Land auch im kommenden Jahr ein Wachstum von etwa acht Prozent erzielen.

Die Geschäftslage chinesischer Konzerne hat sich jedoch in den vergangenen drei Monaten dramatisch verschlechtert: In den ersten elf Monaten dieses Jahres steigerten die Konzerne ihren Gewinn insgesamt um weniger als fünf Prozent - nach acht Monaten war dagegen noch von einem Gewinnanstieg von knapp 20 Prozent die Rede.