Die pessimistischen Erwartungen sind Realität geworden: Die Rezession hat Deutschland im Griff, seit der Wiedervereinigung war die Stimmung in den Unternehmen nicht mehr so schlecht. Das zeigt der Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts zum Jahresende.

München. Die Rezession hat die deutsche Wirtschaft zum Jahreswechsel voll erfasst, die Stimmung der Unternehmen ist auf einem historischen Tiefststand. Der Geschäftsklimaindex sei von 85,8 Punkten im Vormonat auf 82,6 Punkte eingebrochen, teilte das ifo Institut für Wirtschaftsforschung am Donnerstag mit.

"Einen ähnlich niedrigen Wert hatte der Geschäftsklimaindex in der zweiten Ölkrise Ende 1982 angenommen", erklärte ifo-Präsident Hans- Werner Sinn. Zugleich markiert der Einbruch ein Allzeit-Tief seit Beginn der gesamtdeutschen Erhebung nach der Wiedervereinigung 1991. Vor allem in der Industrie müsse in den kommenden Monaten mit einem Arbeitsplatzabbau gerechnet werden, erwarten die Konjunkturforscher.

Das ifo-Institut ermittelt den Geschäftsklimaindex aus der monatlichen Befragung von rund 7000 Unternehmen aus mehreren Branchen. Im Dezember verschlechterten sich vor allem die Urteile der Unternehmen zur derzeitigen Geschäftslage, aber auch die Zukunftsaussichten trübten sich weiter ein.

Aufschwung noch nicht in Sicht

"Der Abschwung hat vor allem die Hersteller von Export- und Investitionsgütern erfasst, bislang weniger den Einzelhandel und das Baugewerbe", erklärte Sinn. Volkswirte waren ursprünglich von einem deutlich schwächeren Rückgang des Konjunkturbarometers ausgegangen. "Die deutsche Wirtschaft ist in einer Rezession jetzt im Winter und sicher auch noch im Frühjahr", sagte der ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger. "Einen Aufschwung sehen wir noch lange nicht, weil im internationalen Umfeld nicht ersichtlich ist, wer dazu das Signal geben sollte."

Vor allem in der Industrie kühlte sich das Klima vor Weihnachten noch einmal deutlich ab. "Die pessimistischen Erwartungen der vergangenen Monate wurden Realität", erklärte Sinn. Immer mehr Industriefirmen sprächen angesichts abnehmender Exportchancen von einer unbefriedigenden Geschäftslage. Auch die Zukunftsperspektiven wurden im Dezember noch etwas schlechter eingeschätzt.

Auch der Einzelhandel sieht seine Geschäftslage negativer als im Vormonat, zeigte sich aber für die Entwicklung im kommenden halben Jahr weniger skeptisch. Insgesamt verbesserte sich so das Klima im Einzelhandel leicht. Im Großhandel trübte sich die Stimmung dagegen ein. Sowohl ihre momentane Geschäftslage als auch ihre Perspektiven beurteilen die Unternehmen schlechter. Im Bauhauptgewerbe blieb das Klima nahezu stabil.

Beispielloser Konjunktureinbruch

Auch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung erwartet im kommenden Jahr einen beispiellosen Einbruch der Konjunktur. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde mit 1,8 Prozent so stark wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik schrumpfen, erklärte das IMK am Donnerstag in Berlin.

Die Arbeitslosigkeit steigt der Voraussage nach auf knapp 3,9 Millionen. Ein massives Konjunkturprogramm könnte nach Ansicht des Instituts aber im Idealfall sogar dafür sorgen, dass ein Wachstum von einem Prozent entsteht. Ein solches Programm müsste laut IMK einen Umfang von 50 Milliarden Euro haben.