Vorstandschef will betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen. Salzgitter hält schon 22 Prozent.

Hamburg. Die Hamburger Kupferhütte Norddeutsche Affinerie (NA), die künftig Aurubis heißen wird (Abendblatt berichtete), dämpft die Erwartungen für das Geschäftsjahr 2008/09 (zum 30. September). "Den Rekordgewinn vom vergangenen Jahr werden wir nicht halten können", sagte NA-Chef Bernd Drouven gestern in Hamburg. Zehn bis 15 Prozent seines Geschäfts macht der Konzern mit der Autoindustrie. Und die befindet sich gerade in einer schweren Absatzkrise.

Allerdings gab sich Drouven nicht allzu pessimistisch. Der Umsatz des Unternehmens werde weiter wachsen, wenn auch auf abgeschwächtem Niveau. "Wir werden von der Finanzmarktkrise nicht so stark betroffen sein wie einige andere Unternehmen. Ich denke nicht, dass die Nachfrage nach Kupfer weltweit dramatisch einbrechen wird", sagte Drouven. "Der Ausbau der Infrastruktur, der Energieversorgung und Telekommunikation in Ländern wie China ist weitgehend unabhängig von der aktuellen Konjunkturschwäche." Auch die Schmelzlöhne, also das Entgelt, welches die NA für die Herstellung von Kupferprodukten von den Auftraggebern bekommt, würden sich 2009 leicht erholen - ein Vorteil für die Hamburger. Im Geschäftsjahr 2007/08 profitierte die NA von der Übernahme des belgischen Kupferherstellers Cumerio und einer vergleichsweise robusten Nachfrage nach Kupfer. Der Umsatz stieg um fast 30 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro, der Gewinn nach Steuern um 49 Prozent auf 237 Millionen Euro. Die Aktionäre bekommen deshalb eine höhere Dividende von 1,60 Euro (nach 1,45 Euro).

Weitere Prognosen für das laufende Geschäftsjahr wollte Drouven nicht abgeben. Auch der Forderung von politischer Seite nach einer Beschäftigungsgarantie für die Mitarbeiter 2009 könne das Unternehmen nicht nachkommen. "Wir wissen noch nicht, wie sich unser Geschäft etwa in Bulgarien, der Schweiz oder Italien entwickelt", sagte Drouven, der betont, dass man die Stammbelegschaft möglichst halten wolle. "Ich kann mir höchstens vorstellen, dass im Hamburger Werk die Verträge mit einigen der rund 100 Zeitarbeitern nicht verlängert werden." In Belgien schließt das Unternehmen im kommenden Jahr - wie berichtet - eine Produktionsstraße mit 64 Mitarbeitern. Dieser Schritt sei nicht wegen der Finanzmarktkrise notwendig geworden, sondern weil die dort hergestellten Produkte nicht mehr gefragt seien.

Im vergangenen Jahr konnte die Kupferhütte einen Übernahmeversuch des österreichischen Industriellen Mirko Kovats vereiteln. Um künftig feindliche Investoren abzuschrecken, hat sich der Stahlkonzern Salzgitter an dem Hamburger Unternehmen beteiligt. Der Anteil beträgt inzwischen gut 22 Prozent. Mit dem neuen Anteilseigener laufen Gespräche, ob es in bestimmten Bereichen Austausch von technischem Know-how geben könne, sagte Drouven. "Das muss dann aber bewertet und bezahlt werden, wie es zwischen fremden Unternehmen üblich ist." Ansonsten stehe Aurubis mit einer stabilen Aktionärsstruktur und einer sicheren Finanzierung in den gegenwärtig unsicheren Zeiten gut da. Drouven wollte nicht ausschließen, dass Salzgitter nach dem Erreichen der 25-Prozent-Schwelle Mitglieder in den Aufsichtsrat der Hamburger Kupferhütte entsenden könnte.

Mit dem möglichen Kauf eines neuen Unternehmens wolle Aurubis laut dem Vorstandschef warten, bis die Lage an den Märkten wieder übersichtlicher sei. Die im vergangenen Jahr erfolgte Übernahme von Cumerio konnte von der NA noch "solide finanziert" werden.