Vom 22. Dezember an wird Hamburg erstmals in der höchsten deutschen Börsenliga vertreten sein. Seit gestern Abend um kurz nach 22 Uhr steht fest: Der Kosmetikkonzern Beiersdorf, bekannt vor allem als Hersteller der Nivea-Creme, steigt in den Deutschen Aktienindex (DAX) der 30 führenden Börsenwerte auf.

Hamburg. Das mehr als 125 Jahre alte Hamburger Traditionsunternehmen und der Stahlproduzent Salzgitter - ebenfalls ein norddeutscher Konzern - ersetzen die beiden DAX-Absteiger Continental und Hypo Real Estate.

"Wir freuen uns natürlich, nun zu dem Kreis der 30 führenden börsennotierten Unternehmen Deutschlands zu gehören", sagte Thomas-B. Quaas, Vorstandsvorsitzender von Beiersdorf. "Wir haben Nivea in den vergangenen Jahren im Markt der Haut- und Schönheitspflege zur weltweiten Nr. 1 gemacht. Wir sind zuversichtlich, dass wir uns auch weiter besser als der Markt entwickeln werden." Maßgeblich für den Aufstieg von Beiersdorf nach mehreren vergeblichen Anläufen bei früheren Gelegenheiten ist zweifellos die zuletzt vergleichsweise gute Entwicklung dieses Papiers: Während etwa der DAX seit Jahresanfang 2008 vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise und der drohenden Rezession um fast 45 Prozent abrutschte, verlor die Beiersdorf-Aktie nur um rund 18 Prozent an Wert. Der Konzern wird von der Börse aktuell mit knapp elf Milliarden Euro bewertet.

Auch im Hinblick auf die Perspektiven für 2009 zeigen sich Experten weiter zuversichtlich. So sind unter den elf Analystenkommentaren seit Anfang November, die das Online-Portal "Finanzen.net" auflistet, neun Kaufempfehlungen, zweimal lautet die Empfehlung "halten".

Auch bei der Haspa steht Beiersdorf auf der Kaufliste. Tendenziell sei eine Aufnahme in den DAX positiv für eine Aktie, sagte Haspa-Analyst Christian Hamann dem Abendblatt. "Weil es viele Fonds gibt, die in ihrem Portfolio einen Leitindex wie den DAX nachbilden, kommen nun etliche Investoren hinzu, die die Beiersdorf-Aktie kaufen müssen." Allerdings sei der Hamburger Konzern schon seit Längerem Favorit für den Aufstieg gewesen, so Hamann. "Darum werden die Investoren einen großen Teil der Käufe, die mit einer solchen Entscheidung zusammenhängen, schon vorweggenommen haben. In ähnlichen Fällen ist die Aktie nach der Aufnahme in den DAX zunächst sogar etwas schlechter gelaufen." Ohnehin könne die DAX-Mitgliedschaft auch Nachteile haben: "Das Papier wird anfälliger für spekulative Marktbewegungen und der Titel gerät stärker unter Druck, wenn sich Anleger im großen Stil vom Aktienmarkt abwenden." Im Streubesitz sind knapp 30 Prozent des Beiersdorf-Aktienkapitals. Die Mehrheit liegt bei der Holding Maxingvest der Brüder Michael und Wolfgang Herz, denen auch Tchibo gehört.

Den Grundstein für den heutigen Kosmetikriesen mit fast 22 000 Mitarbeitern. legte im Jahr 1882 der Apotheker Paul C. Beiersdorf mit seinem Patent für einen mit Salbe bestrichenen Wundverband - der Vorläufer des späteren Hansaplast. Oskar Troplowitz übernahm 1890 die Firma und errichtete bereits zwei Jahre später die erste Fabrik am heutigen Standort in Eimsbüttel. In den ersten drei Quartalen 2008 erreichte Beiersdorf trotz der angespannten Konjunktur ein Umsatzwachstum (wechselkursbereinigt) von 11,8 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern verbesserte sich auf 394 Millionen Euro gegenüber 380 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.