Vorstandschef Quaas blickt im Abendblatt-Interview positiv in die Zukunft und vertraut auf Stärke seiner Marken.

Hamburg. Die Krisenmeldungen deutscher Unternehmen nehmen kein Ende. Fast täglich berichtet mindestens ein Konzern über rückläufige Umsätze, stellt negative Prognosen oder beklagt Gewinneinbrüche. Der Hamburger Kosmetikhersteller Beiersdorf (Nivea, Hansaplast, Eucerin, Tesa) trotzt derweil der Finanzmarktkrise und Konjunkturflaute. Mit überraschend positiven Zahlen stach das Unternehmen gestern aus der Flut negativer Nachrichten hervor. So legte der Umsatz des Nivea-Produzenten in den ersten neun Monaten wechselkursbereinigt um 11,8 Prozent auf 4,55 Milliarden Euro zu. Sogar ohne Zukäufe wuchs der Konzern mit 8,5 Prozent doppelt so stark wie der Gesamtmarkt. Auch beim Gewinn machte Beiersdorf einen Sprung. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erreichte 548 Millionen Euro (Vorjahr: 531 Millionen). Das Ergebnis nach Steuern (ohne Sondereffekte) lag bei 394 Millionen Euro (Vorjahr: 380 Millionen). Die Börse reagierte positiv auf die Nachrichten des Hamburger Kosmetikriesen. Die Beiersdorf-Aktie legte bis zum Nachmittag um 4,2 Prozent zu.

Das Abendblatt sprach gestern mit Beiersdorf-Chef Thomas Quaas über das Geschäft 2008 und den Ausblick für das kommende Jahr.


Abendblatt:

Herr Quaas, welche Produkte laufen bei Beiersdorf zurzeit am besten?

Thomas Quaas:

Wir sind vor allem mit der positiven Entwicklung unserer drei globalen Marken - Nivea, Eucerin und La Prairie - sehr zufrieden. Bei allen drei verzeichnen wir zweistellige Wachstumsraten. Auf der ganzen Welt gewinnen wir mit diesen Produkten Marktanteile. Denn die Märkte wachsen derzeit insgesamt nur mit etwa drei Prozent.



Abendblatt:

Gibt es weltweit Regionen, in denen Beiersdorf besonders stark zugelegt hat?

Quaas:

Wir sind besonders zufrieden mit den Erfolgen in China, aber auch in Nordamerika. Des Weiteren wachsen wir besonders stark in Osteuropa und Lateinamerika. In Europa freue ich mich besonders über die Dynamik der Geschäftsentwicklung in Deutschland. Denn gerade hierzulande hatten wir zuletzt ein eher geringes Wachstum - doch die letzten zwei Quartale haben uns sehr positiv überrascht.



Abendblatt:

Umsatz und Gewinn sind in den ersten neun Monaten gestiegen. Was erwarten Sie für den Rest des Jahres?

Quaas:

Wir gehen davon aus, dass wir das Jahr 2008 mit einem Umsatzplus von acht bis neun Prozent abschließen. Damit wären wir mindestens doppelt so stark wie der Markt. Zudem gehe ich weiter davon aus, dass wir 2008 das gute betriebliche Ergebnis des Vorjahres in Höhe von 684 Millionen Euro übertreffen werden.



Abendblatt:

Wie lautet Ihre Prognose für 2009?

Quaas:

Wegen der Turbulenzen auf den Finanzmärkten und der weltweit schwierigen Konjunktur sehe ich mich im Moment nicht in der Lage, eine seriöse Voraussage zu treffen. Doch man kann bereits an der aktuellen Entwicklung sehen, dass die Verbraucher in schwierigen Zeiten lang eingeführte Marken wie Nivea oder Eucerin kaufen, zu denen sie ein großes Vertrauen haben. Deshalb blicke ich positiv nach vorne.



Abendblatt:

Der Kurs der Beiersdorf-Aktie hat seit Anfang des Jahres 20 Prozent an Wert verloren - ist der Absturz betriebswirtschaftlich zu begründen?

Quaas:

Betriebswirtschaftlich ist der Rückgang nicht zu begründen. Denn wir haben eine exzellente Strategie, erfüllen unsere Prognosen und haben unsere Marktanteile verbessert. Zudem hat sich unser Aktienkurs in den vergangenen Jahren stets besser als der Markt entwickelt. Aber wir können uns als einzelnes Unternehmen in Zeiten der Finanzmarktkrise nicht vollständig vom Markttrend abkoppeln.



Abendblatt:

Was wünschen Sie sich von der Politik mit Blick auf die Finanzmarktkrise und Konjunkturflaute?

Quaas:

Ich sehe mich nicht als denjenigen, der der Politik gute Ratschläge zu geben hat. Aber einen großen Wunsch habe ich dann doch: Die Politik sollte alles tun, um für Ruhe und Vertrauen bei den Menschen zu sorgen.



Abendblatt:

Ist die Stimmung in Deutschland - wie viele behaupten - derzeit schlechter als die Lage?

Quaas:

Ich bin viel in der Welt unterwegs und kann nicht feststellen, dass die Stimmung in Deutschland besonders schlecht ist.