Um die Unternehmen vor dem Aus zu retten, fordern die drei großen Autobauer der USA staatliche Finanzhilfe. Hinter den Kulissen wurden bereits Verhandlungen über eine Kompromisslösung geführt. Merkel will erst einmal die Entwicklung in den USA beobachten.

Washington. Die Forderung von General Motors, Ford und Chrysler stößt jedoch auf taube Ohren. US-Finanzminister Henry Paulson lehnte es ab, einen Teil des 700-Milliarden-Dollar-Rettungspakets für die Banken an die Autokonzerne abzuzweigen. Auch im Kongress wurden am Dienstag Vorbehalte laut.

"Unsere Branche braucht eine Brücke, um den finanziellen Abgrund zu überbrücken, der sich vor uns aufgetan hat", erklärte General-Motors-Vorstandschef Rick Wagoner vor dem Bankenausschuss des Senats. Wagoner machte keine eigenen Management-Fehler, sondern die Finanzkrise für die schlechte Lage verantwortlich. Würde die Branche zusammenbrechen, würde das drei Millionen Arbeitsplätze kosten, so der Chef der Opel-Konzernmutter.

Nach eigenen Angaben steht Chrysler vor dem Abgrund, falls es keine staatliche Finanzspritze erhält. Chrysler müsse Löhne und Gehälter bezahlen, Zulieferer müssten bezahlten werden und noch mehr diese Ausgaben würden sich auf vier und fünf Milliarden Dollar pro Monat belaufen, erklärte Konzernchef Robert Nardelli vor dem Ausschuss. Falls Chrysler Insolvenz beantrage, wären die Kosten für eine Umstrukturierung größer als die Ausgaben, die der Staat für eine Überbrückungshilfe zahlen müsse, sagte Nardelli weiter. Und es sei nicht sicher, dass Chrysler nach einer Insolvenz weiterbestehen könne.

Nardelli und Wagoner erklärten sich beide bereit, notfalls über einen Gehaltsverzicht nachzudenken. Damit wollen sie den fragenden Senatoren ihre Opferbereitschaft signalisieren.

Der demokratische Ausschussvorsitzende Christopher Dodd sagte jedoch den Manager, ihre Branche suche eine "Behandlung für weitgehend selbst zugefügte Wunden". Der republikanische Senator Mike Enzi kritisierte, die Finanzkrise sei "nicht der einzige Grund, warum die heimische Automobilindustrie in Schwierigkeiten ist". Enzi nannte ineffiziente Produktionsstrukturen und kostspielige Tarifverträge.

Die Demokraten wollen jedoch den Autoherstellern und Zulieferern ein 25-Milliarden-Dollar-Kuchenstück aus dem Rettungspaket für die Finanzindustrie zukommen lassen. Dafür sollen den Managern die Bonuszahlungen gestrichen werden.

Hinter den Kulissen wurden Verhandlungen über eine Kompromisslösung geführt, die den Automobilkonzernen noch vor dem Jahresende eine Entlastung bescheren soll. Die Aussichten wurden aber in Washington skeptisch bewertet. "Mein Gefühl ist, dass diese Woche nichts geschehen wird", sagte der republikanische Senator Bob Corker.

Die Bundesregierung in Berlin betrachtet die Entwicklung in den USA aufmerksam. Bundeskanzlerin Merkel (CDU) erklärte, die Bundesregierung wolle zunächst abwarten, wie Amerika die eigene Branche unterstütze. Der deutsche Automobilhersteller Opel befinde sich in einer besonderen Situation. Die Muttergesellschaft General Motors bemühe sich um staatliche Hilfen , um einen Zusammenbruch zu verhindern.