München. BMW-Chef Norbert Reithofer muss noch stärker auf die Bremse treten. "Die Krise übertrifft alles was wir bisher kennen", sagte der Konzernlenker zur Vorlage eines Zwischenberichts mit Blick auf die Finanzmarktturbulenzen und deren massives Übergreifen vor allem auf die Automobilwirtschaft. Zusatzkosten von bislang 1,3 Milliarden Euro in diesem Jahr sorgen dafür, dass das Ziel von vier Prozent Rendite verfehlt wird. Eine neue Prognose wollte Reithofer angesichts der Marktturbulenzen nicht mehr wagen. "Wir werden aber ein deutlich positives Konzernergebnis erzielen", sagte er vage.

Im reinen Automobilgeschäft sind die Gewinne im dritten Quartal fast vollständig auf nur noch 18 Millionen Euro eingebrochen. Bei Finanzdienstleistungen fiel sogar ein Verlust von 17 Millionen Euro an. Konzernweit sind die Ergebnisse nach den ersten neun Monaten 2008 um rund 40 Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro gesunken. Um nicht auf Halde zu produzieren, bremst BMW die Produktion um weitere mindestens 40 000 Autos. Damit rollen 2008 mindestens 65 000 Fahrzeuge weniger vom Band als angepeilt.

Somit wird es keinen neuen Absatzrekord geben - wie ursprünglich angekündigt. Vielmehr verlängert BMW über Weihnachten die Betriebsferien. Sollte es Anfang 2009 nicht aufwärts gehen, müssten weitere Leiharbeitsplätze gestrichen werden, kündigte Reithofer an. Bis Jahresende wollen die Bayern, wie schon zuvor geplant, 8100 Stellen abbauen, darunter 5000 Zeitarbeitsplätze. Wie vielen Jobs darüber hinaus das Aus droht, blieb offen. Ende 2008 wird BMW noch knapp 3000 Leiharbeiter beschäftigen. Das Stammpersonal zählt derzeit noch 103 625 Beschäftigte.

Die verbleibenden Arbeitnehmer müssen den Gürtel enger schnallen. Die Erfolgsbeteiligung für 2008 werde reduziert, sagte der Konzernchef, ohne Details nennen zu wollen. Für 2007 hatten die BMW-Mitarbeiter im Schnitt eine Erfolgsbeteiligung von 5600 Euro erhalten. Zudem will das Management das Weihnachtsgeld anders berechnen, über Einzelheiten wird derzeit mit dem Betriebsrat verhandelt. Dieses Jahr bekommen Beschäftigte, die länger als fünf Jahre dabei sind, 120 Prozent eines Monatsgehalts. Das Unternehmen überlege zudem, für die zur Absatzfinanzierung dienende BMW-Bank den Rettungsfonds des Bundes in Anspruch zu nehmen, räumte Vorstand Friedrich Eichiner ein. Entschieden sei das aber noch nicht. Auch für 2009 lehnte er wegen der verfahrenen Lage jede Prognose ab. Das für 2010 geltende Renditeziel von mindestens sechs Prozent könne man nur schaffen, wenn sich die Automobilmärkte bis dahin erholen. Doch das scheint derzeit fraglich.

Denn die krisengeschüttelte Autoindustrie steuert nach einem monatelangen Absatzrückgang in Deutschland auf das schlechteste Jahresergebnis seit der Wiedervereinigung zu. Die Finanzkrise und der weltweite Konjunktureinbruch bremsen den Absatz 2008 auf maximal 3,1 Millionen Neuzulassungen aus, teilte der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) mit. Damit kassierte der Verband sein angepeiltes Ziel von 3,2 Millionen verkauften Fahrzeugen ein. Im Oktober sank der Absatz auf dem deutschen Markt bereits um acht Prozent auf 258 800 Wagen.

Erstmals seit fünf Jahren wird der Export - ebenso wie die Produktion - laut VDA schrumpfen. Vor allem in Westeuropa und in den USA leide der Markt. "Die Finanzkrise wird erhebliche Auswirkungen auf die globale Automobilkonjunktur haben", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann. Branchenkenner verweisen aber auch auf hausgemachte Probleme und kritisieren, dass die Industrie zu langsam umweltfreundliche Antriebe entwickle.

Vor allem bei den Privatkäufern schlägt derzeit die Kaufunlust durch. Zudem fragen die Kunden, wenn sie schon kaufen, verstärkt kleinere Fahrzuge nach, die den Autokonzernen weniger Gewinn bringen.