Das Fiasko um den knapp an der Pleite vorbeigeschrammten Baufinanzierer Hypo Real Estate (HRE) hat dessen umstrittenen Vorstandschef Georg Funke das...

München. Das Fiasko um den knapp an der Pleite vorbeigeschrammten Baufinanzierer Hypo Real Estate (HRE) hat dessen umstrittenen Vorstandschef Georg Funke das Amt gekostet. Er lege mit sofortiger Wirkung alle Mandate nieder und verlasse im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat das Institut, teilte die Münchner Großbank mit. Funke war zuletzt heftig unter Beschuss geraten. Andere Banker und Spitzenpolitiker wie Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hatten ihm den Rücktritt nahegelegt. Bislang hatte der 53-Jährige solchen Forderungen widerstanden. Nun ist der Druck aber zu groß geworden. Von vielen Seiten wird ihm vorgeworfen, die Lage der HRE verharmlost und falsche Angaben über das Finanzloch gemacht zu haben, das dem Institut beinahe zum Verhängnis geworden wäre. Sein Nachfolger soll der Deutsche-Bank-Manager Axel Wieandt werden. Auch HRE-Aufsichtsratschef Kurt Viermetz dürfte die Bank bald verlassen.

Ungemach droht der Bank und ihrem scheidenden Spitzenpersonal zudem von zornigen Aktionären, deren Anwälte millionenschwere Schadenersatzklagen anstreben. Eine entsprechende Massenklage ist derzeit bei der Frankfurter Kanzlei Nieding und Barth in Arbeit. In Vorbereitung dazu soll vor Gericht auch ein Sonderprüfungsantrag erstritten werden, um Einsicht in die Interna der HRE zu erhalten und dem Management so leichter eine anlegerschädliche Informationspolitik nachweisen zu können.

Für Rechtsanwalt Klaus Nieding ist die Sache klar. "Wer so unverantwortlich handelt, muss nicht nur den betroffenen Aktionären Schadenersatz leisten, sondern auch die persönlichen Konsequenzen für den Schaden übernehmen", kritisiert der Jurist, der auch Landesgeschäftsführer der führenden deutschen Aktionärsvereinigung DSW in Hessen ist. Er stützt sich dabei auf Aussagen des Bundesfinanzministeriums im Rahmen der jüngsten Rettungsaktionen für die Münchner Großbank. Demnach hat das Management falsche Angaben zum Liquiditätsdefizit der HRE gemacht und es dann nachträglich von 35 auf 50 Milliarden Euro nach oben korrigieren müssen. Bereits diesen Januar war es zu einem ersten Kurssturz von fast 40 Prozent gekommen, als Funke entgegen früherer Beteuerungen knapp 400 Millionen Euro Belastung durch die Finanzmarktkrise einräumen musste. "Dieser Kommunikations-GAU war der Anfang der Vertrauenskrise im deutschen Finanzmarkt im Allgemeinen und der Vertrauenskrise um die HRE im Besonderen", sagt Nieding.

Seit der dramatischen Verschärfung der Lage in den letzten Wochen stehen in seiner Kanzlei die Telefone nicht mehr still. Rund 100 klagewillige Aktionäre mit einem Schadensvolumen von in der Summe weit mehr als zehn Millionen Euro hatten sich nach dem Desaster im Januar dort versammelt. Derzeit seien es über 300 Mandanten "und es kommen täglich mehr", heißt es in der Frankfurter Kanzlei.