Viele Abendblatt-Leser berichten von Betrug mit teuren Kurznachrichten. Mobilfunkanbieter wehren sich gegen Vorwürfe.

Hamburg. Beim Betrug mit sogenannten Premium-SMS (Abendblatt berichtete) geraten nun Mobilfunkanbieter wie T-Mobile und E-Plus in die Kritik. "Die Netzbetreiber verdienen auch an den illegalen Premium-SMS mit", sagt Hans Fluhme von der Verbraucherzentrale Hamburg dem Abendblatt. "Der Umsatz zählt dann mehr als das Interesse des Kunden", meint der Anwalt für IT-Recht Hagen Hild vom Internetportal Computerbetrug.de.

Zum Hintergrund: Immer häufiger bekommen Handynutzer betrügerische Kurznachrichten (SMS-Spam) mit scheinbar persönlichem Inhalt. Reagieren sie darauf, tappen sie in die Kostenfalle, müssen zum Beispiel für eine Antwort-SMS 1,99 Euro bezahlen, sind Mitglied in einem Chatclub oder schließen teure Abonnements ab. Auch viele Abendblatt-Leser berichten von "SMS-Bombardements" mit unseriösen Inhalten und mangelnder Hilfe der Netzbetreiber (siehe Beistück). Vor allem Kinder sind Opfer dieser Betrüger.

Premium-SMS sind Dienste, wie Chatclubs oder Klingeltöne, die über die Handyrechnung vom Mobilfunkanbieter abgerechnet werden. Dahinter steckt ein Netzwerk von unterschiedlichen Firmen, die sich gegenseitig absichern: Netzbetreiber wie T-Mobile und E-Plus schließen Verträge mit Dienstleistungsunternehmen, die die Rechte an den fünfstelligen Premium-SMS-Nummern kaufen. Allerdings sind diese Unternehmen nicht für den Inhalt der SMS verantwortlich, sondern meist Firmen mit Briefkastenadressen im Ausland. Premium-SMS sind legal, wenn der Kunde selbst den Service anfordert und über die Kosten informiert wurde. Bei Spam-Abzocke wird der Nutzer jedoch bewusst getäuscht und in einen Dialog verwickelt, an dem alle beteiligten Firmen verdienen.

"Es ist nicht in unserem Interesse, dass Kunden abgezockt werden. Erfahren wir vom illegalen Vorgehen der Anbieter, mahnen wir diese ab", sagt E-Plus-Sprecher Klaus Schulze. Verbraucherschützer bemängeln jedoch, dass Opfer von Spam-SMS die Abbuchung nicht direkt beim Mobilfunkanbieter rückgängig machen können. "Wenn vom Bankkonto unrechtmäßig abgebucht wird, ist eine Stornierung möglich. Beim Handy müsste es nach dem gleichen Prinzip gehen, um Kunden zu schützen", sagt Fluhme. Unverständlich sei außerdem, warum Handynutzer die fünfstelligen Premium-SMS-Nummern nicht sperren lassen können, wie es auch bei 0900er-Nummern der Fall ist. "Das erfordert einen finanziellen Aufwand für die Anbieter, technisch müsste es möglich sein", so Fluhme. Für Geschädigte kommt erschwerend hinzu, dass auch die Rechtsprechung noch nicht eindeutig ist.

Die Mobilfunkbetreiber geben keine Auskunft darüber, wie viel sie an Premium-SMS-Diensten verdienen und verweisen auf die Versender der Nachrichten. "Grundsätzlich steht der Kunde in einem Vertragsverhältnis mit dem Anbieter der Spam-SMS und muss diese dort reklamieren. Sollte die Reklamation berechtigt sein, bekommt er sein Geld von dort erstattet", so Telekom-Sprecherin Stefanie Halle.