Vor fünf Jahren begannen zwei Studenten, ihre eigene Firma aufzubauen. Nun träumen sie von einem Restaurant und der Herstellung von Süßigkeiten.
Hamburg. Mirko Wiegert (33) ist auf dem Sprung. In ein paar Tagen will er nach London fliegen, Clubs besuchen, Party machen und zwischendurch auch das anpreisen, was bei den Briten bislang nur unzulänglich unter "German Brause" bekannt ist. Der Chef der Hamburger Getränkemarke Fritz-Kola treibt derzeit die Auslandsexpansion seines Unternehmens voran.
"Nachdem wir mit Fritz-Kola mittlerweile in ganz Deutschland vertreten sind, schauen wir jetzt auf Europa", sagt Wiegert. Im Visier haben die Jungunternehmer neben Großbritannien vor allem die Niederlande und Spanien. Gerade erst sind sie auf Mallorca aktiv geworden. "Das Potenzial unserer Marke ist noch längst nicht ausgereizt", ergänzt der zweite Fritz-Kola-Chef Lorenz Hampl (31). "Vielleicht machen wir demnächst ein Restaurant auf oder entwickeln eigene Süßigkeiten."
Fünf Jahre ist es her, dass die beiden Studenten Mirko Wiegert und Lorenz Hampl beschlossen, dem Getränkeriesen Coca-Cola mit ihrer Eigenkreation den Kampf anzusagen. Sie skizzierten auf einer Serviette ihre Geschäftsidee, nahmen die Keller ihrer Eltern als Lagerräume in Beschlag und beauftragten eine Brauerei, die ersten 170 Kisten ihrer koffeinhaltigen Cola-Variante für sie abzufüllen. Das Startkapital: bescheidene 7000 Euro aus zwei aufgelösten Bausparverträgen.
"Die etablierten Marken, die es damals gab, fanden wir einfach zu langweilig", erzählt Hampl.
Mit 83,3 Milligramm Koffein pro 0,33 Liter Flasche steckt in Fritz-Kola dreimal so viel von dem Wachmacher, wie in vergleichbaren Getränken. "Wir wollten eine Cola, die uns auch beim Lernen für die Uni so richtig wach hält." Das war auch bitter notwendig, denn in den Anfängen arbeiteten die beiden Jungunternehmer noch tagsüber in normalen Jobs, studierten nebenbei Betriebswirtschaftslehre und Medientechnik und fuhren nachts im Schanzenviertel und auf St. Pauli ihre Fritz-Kola aus.
Auch in anderer Hinsicht waren die Anfänge der Zwei-Mann-Firma alles andere als konventionell. Die Durchschlagskraft ihres neuen Markennamens testeten die Jungunternehmer, indem sie kurzerhand ein paar Passanten im Einkaufszentrum Hamburger Straße nach ihrer Meinung fragten. Und als Logo druckten sie einfach Porträts von sich selbst auf die Flaschen. "Das hatte rein pragmatische Gründe", sagt Hampl. "Die rechtliche Prüfung eines anderen Logos wäre für uns zu teuer geworden.
An unseren eigenen Fotos hatten wir in jedem Fall die Rechte." Ein richtig großes Unternehmen ist Fritz-Kola bis heute nicht geworden, trotz satter Zuwachsraten von 50 Prozent jährlich beim Umsatz und Gewinn, von denen die Chefs zumindest leben können. Genaue Zahlen wollen sie auch auf Nachfrage nicht verraten, aus Sorge, die Konkurrenz könnte sie dann zu gut einschätzen. Mit elf Mitarbeitern sitzen Wiegert und Hampl seit Anfang des Jahres in einem alten, backsteinernen Fabrikgebäude in Billbrook, in dem früher mal der Zahnpastahersteller Colgate seine Zentrale hatte. Das ist zwar schon deutlich professioneller als der elterliche Keller, doch noch immer herrscht in dem Betrieb ein wenig das Chaos einer Studenten-WG. Ein Namensschild am Eingang sucht der Besucher vergebens und der Pförtner erinnert sich erst nach einigem Nachdenken an die alternativen Getränkeproduzenten. "Irgendwie passt die Gegend zu uns", meint Wiegert. "Billbrook ist ehrlich. Mehr Currywurst als Caipirinha."
Die Chefs duzen alle ihre Angestellten. Es fällt den beiden Freunden schwer, nicht alles in der Firma selbst zu machen. "Wir hängen nicht gerne die Chefs raus", sagt Wiegert. Ihrer Freundschaft hat das gemeinsame Projekt Fritz-Kola bislang nicht geschadet - auch wenn es zwischen Wiegert und Hampl regelmäßig kracht, wie die beiden erzählen. "Wir haben einen Weg gefunden, mit dem Streit umzugehen", sagt Hampl. "Am Ende schreiben wir Pro und Kontra auf einen Zettel und schauen, wer die besseren Argumente hat."