Trotz Europäischer Zentralbank bleiben wichtige Aufgaben in der Hansestadt. Stellenabbau geht aber weiter. Bürgerfest am Sonnabend.
Hamburg. Zum 50. Jahrestag ihres Bestehens will die Deutsche Bundesbank auch in Zukunft an ihrem Standort in Hamburg festhalten. "Bundesweit wird die Zahl der Filialen bis 2012 auf insgesamt 47 reduziert, in der Hansestadt wird es aber weiterhin eine Hauptverwaltung geben", sagte der Chef der Bundesbank Hamburg, Rolf Eggert, im Gespräch mit dem Abendblatt.
Derzeit arbeiten rund 970 Beschäftigte für die staatliche Institution im Aufgabenbereich des Hamburger Standorts, der neben der Hansestadt auch für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zuständig ist. Etwa 580 Mitarbeiter sitzen in Hamburg, die restlichen in den Filialen Flensburg, Kiel, Lübeck, Neubrandenburg und Rostock. Der Standort Schwerin wurde Ende September geschlossen.
"Wir werden weiter rationalisieren und Stellen abbauen", sagte Eggert, "aber ohne betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen." Um mehr als 500 Angestellte ist die Hauptverwaltung bereits geschrumpft. Ältere Mitarbeiter hätten die Möglichkeit, in den Vorruhestand zu gehen. Der Personalabbau liege zum einen daran, dass das Institut wichtige Aufgaben an die Europäische Zentralbank (EZB) abgegeben habe, zum anderen an der fortschreitenden technischen Entwicklung. So würden derzeit alle Geldbearbeitungsmaschinen ersetzt, die dann mit weniger Personal betrieben werden könnten. Wie viele Stellen noch abgebaut werden, sagte Eggert nicht.
Trotz der Abgabe vieler Kompetenzen an die EZB habe die Bundesbank mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, die ihre Gründung am 1. August 1957 kommenden Sonnabend mit einem Bürgerfest auch in Hamburg feiert (siehe Infokasten), immer noch viel zu tun, so der Bankenpräsident. "Die EZB steuert die Geldpolitik mit dem Ziel der Preisstabilität, wir setzen sie operativ um", sagt Eggert und nennt ein aktuelles Beispiel: Als die EZB wegen der US-Hypothekenkrise Geschäftsbanken kürzlich große Mengen Geld zu günstigen Zinskonditionen zur Verfügung stellte, um am Geldmarkt ausreichend Liquidität sicherzustellen, sei dabei auch ein Teil über die Hamburger Hauptverwaltung geflossen. "Wenn dabei beispielsweise 100 Milliarden Euro ausgegeben werden, laufen davon zwei bis drei Milliarden über uns. Interessierte Banken vor Ort müssen dann entsprechende Sicherheiten hinterlegen", so Eggert.
Weitere Aufgaben seien das Prüfen und Ersetzen von Scheinen und Münzen, die Versorgung von Banken in der Region mit Bargeld sowie die Abwicklung des unbaren Zahlungsverkehrs. Zudem können Bürger immer noch alte D-Mark-Bestände in den Bundesbank-Filialen umtauschen. In Hamburg tun das den Angaben zufolge täglich mehr als hundert Bürger. Durchschnittlich gibt die Bundesbank dabei täglich insgesamt 23 000 Euro aus.
Bleiben werde in Hamburg auch die Bankenaufsicht. Zudem werde die Bundesbank an ihrem nördlichen Standort verstärkt Bonitätsanalysen für Unternehmen erstellen. Darüber hinaus übernimmt die Hauptverwaltung in der Hansestadt Teile der zentralen Buchhaltung, Plankostenrechnung und der IT-Verwaltung der Bundesbank. "Diese Aufgabenbereiche werden im Wesentlichen bestehen bleiben, neue werden nicht hinzukommen", sagt der 62-jährige Eggert, der seit 2001 den Standort leitet und noch einen Vertrag bis 2009 hat.
Zur Hypothekenkrise in den USA, die das weltweite Finanzsystem in Turbulenzen gestürzt hat, sagt Eggert, aus seiner Sicht sei das Gröbste überstanden. "Wir gehen davon aus, dass sich die Lage mittelfristig normalisiert und keine größeren Interventionen der EZB mehr nötig werden." Das deutsche Bankensystem habe sich insgesamt als stabil herausgestellt. Im Rahmen der Basel-II-Eigenkapitalrichtlinie werde es künftig noch schwieriger, derart riskante Hypothekenkreditgeschäfte, wie sie die SachsenLB und die IKB getätigt haben, in den Büchern zu verschleiern, so Eggert.