Kommentar

Peter Hartz hat ein Geständnis abgelegt. Über Jahre hat der ehemalige Arbeitsdirektor von VW dem früheren Betriebsratschef Klaus Volkert Geld zugeschanzt. Rund 2,5 Millionen Euro sollen Volkert und dessen brasilianische Geliebte bekommen haben. Hartz' offizielle Begründung: Er wollte Volkert mit diesen finanziellen Gefälligkeiten "im Boote behalten". Im Klartext: Ein Arbeitsdirektor hat sich das Wohlwollen eines Arbeitnehmervertreters erkaufen wollen. Hartz wird wegen seines Geständnisses ein Gefängnisaufenthalt erspart bleiben. Über diesen offensichtlichen Kuhhandel zwischen Gericht und Angeklagten darf man sich als unbeteiligter Prozessbeobachter durchaus aufregen. Doch das Geständnis zeigt - es geht um weit mehr als einen Fall Hartz.

Nur sehr gutgläubige Zeitgenossen können noch ernsthaft davon ausgehen, dass der charismatische Ex-Arbeitsdirektor der Einzige in der Unternehmensleitung war, der von den Zuwendungen an den Betriebsrat wusste. Der Verdacht liegt nahe, dass es ein "System VW" gab. Über die Personalabteilung wurden Millionenzahlungen an Volkert angewiesen und Vergnügungsreisen für Betriebsräte organisiert - und nur Hartz und ein, zwei Vertraute sollen das mitbekommen haben? Indizien deuten darauf hin, dass viel mehr Führungskräfte in die Praktiken eingeweiht waren.

Die Öffentlichkeit ist zornig auf Peter Hartz. Viele wollen ihn allzu gerne hinter Gittern sehen. Dabei richtet sich die Wut gar nicht vorrangig gegen Hartz' Verhalten im Fall VW. Der frühere Topmanager hat sich schließlich auch die unpopulären Hartz-IV-Gesetze ausgedacht. Das eine hat mit dem anderen zwar nichts zu tun - doch vielen fällt die hier notwendige Differenzierung schwer. Fakt ist und bleibt: Die Beschäftigten verraten hat Klaus Volkert. Denn er hat nicht Nein gesagt, sich im großen Stil bereichert - und womöglich kaufen lassen.