Coffeeshops: US-Kette hat Innenstadt und Szenestadtteile im Visier. Bis zu 30 neue Geschäfte geplant. Auch McDonald's und Balzac expandieren mit eigenen Konzepten. Der Markt wird neu verteilt.

Hamburg. Der Hamburger Coffeeshop-Szene droht der Koffein-Schock. Der US-Riese Starbucks will in der Hansestadt bis zu 30 neue Geschäfte in den kommenden fünf Jahren eröffnen. "Wir sehen die Kaffeemetropole Hamburg als Zentrum für unsere Expansion in Norddeutschland", sagte der Entwicklungschef von Starbucks Deutschland, Christian Mielke, dem Abendblatt.

Zunächst geht das US-Unternehmen, das weltweit mehr als 11 700 sogenannte Coffee Houses betreibt, im Herbst dieses Jahres mit vier Geschäften in Hamburg an den Start. Als Standorte sind der Rathausmarkt, die neue Europa-Passage und die Bergstraße in der Innenstadt vorgesehen, hinzu kommt ein Geschäft im neugestalteten Alstertal-Einkaufszentrum.

"Kurz nach dem Debüt in Hamburg werden wir auch in den Städten Hannover, Bremen und Braunschweig erste Geschäfte eröffnen", sagte Mielke. Bis zum Herbst 2007 soll die Zahl der Coffee Houses bundesweit von derzeit 63 auf 100 steigen. "Insgesamt sehen wir Potential für mehrere hundert Shops in Deutschland."

Der Markteintritt von Starbucks im Norden kommt allerdings zu einem relativ späten Zeitpunkt. Zwar zählt die 1971 gegründete Kette international gesehen zu den Pionieren im Coffeeshop-Geschäft, doch der Markt in der Hansestadt ist längst von Ketten wie Balzac Coffee (zwölf Shops), World Coffee oder den zahlreichen eigenständigen Kaffeebars besetzt.

Unternehmerinnen wie die Balzac-Chefin Vanessa Kullmann kopierten schon in den 90er Jahren das Starbucks-Konzept und brachten es von New York an die Elbe. Seitdem sind die Hanseaten an Latte Macchiato, Iced Latte und den allgegenwärtigen "Coffee to go" gewöhnt. Hinzu kommt die wachsende Zahl an kleinen Röstereien, die mit Live-Röstungen mitten im Cafe, Verkostungen und seltenen Kaffeespezialitäten das hochpreisige Segment für sich entdeckt haben. Gerade erst hat im Stadtteil Bahrenfeld mit der Becking-Rösterei (Leverkusenstraße) ein weiteres Geschäft dieser Art eröffnet.

Im günstigeren Segment treiben zudem mehrere Großkonzerne den Ausbau ihrer eigenen Coffeeshop-Konzepte voran. Mit rund hundert McCafes versteht sich McDonald's schon heute als deutsche Nummer zwei hinter Marktführer Tchibo. Bereits bis zum Frühjahr nächsten Jahres will McDonald's die Anzahl der Cafes verdoppelt haben. An der Elbe sind bis Ende 2007 fünf neue Cafes geplant.

Allerdings betreibt der Fastfood-Riese bei seiner Rechnung einen kleinen Etikettenschwindel, denn die Cafes sind in Deutschland lediglich Anhängsel der normalen Burgerrestaurants. Auch Tchibo baut vor allem die bestehenden Filialen mit Ecken zum Latte-Schlürfen aus und kommt so rechnerisch auf gut 500 Coffeeshops bundesweit, 44 davon in Hamburg.

Der Deutsche Kaffeeverband geht davon aus, daß sich mit dem zunehmenden Auftreten der großen Konzerne der Konkurrenzdruck insgesamt verschärfen wird. "Es wird ein Wettbewerb der unterschiedlichen Konzepte von Coffeeshops, Kaffeebars, Kaffeelounges von Fast-Food-Anbietern und kleinen Röstern mit Kaffeeausschank erfolgen", sagt Verbandsgeschäftsführer Holger Preibisch dem Abendblatt.

Wer diesen Kampf am Ende gewinnt, ist offen. Starbucks drängt jedenfalls nicht nur in die Hamburger Innenstadt, sondern will auch in Szenestadtteilen wie Ottensen oder auf der Schanze präsent sein. Auch eine Kaffeebar in der HafenCity ist laut Entwicklungschef Christian Mielke denkbar. Daneben setze man auf kleine Coffee Houses in Bürokomplexen und in Einkaufszentren.

"Wäre es nur nach uns gegangen, dann wären wir in Hamburg schon früher aktiv geworden", sagt Mielke. Doch als Starbucks 2002 seine Expansion in Deutschland begann, war der US-Riese nur Junior-Partner in einem Joint-Venture mit KarstadtQuelle. Dies sollte Starbucks den Zugriff auf die Immobilien von Karstadt ermöglichen. Die Essener drängten vor allem auf eine Expansion im Ruhrgebiet und in Süddeutschland, weshalb ein Großteil der Shops heute dort angesiedelt ist. Erst nach dem Scheitern des Joint-Ventures 2004 und der Komplettübernahme von Starbucks Deutschland durch die US-Muttergesellschaft konnten die Amerikaner nach eigenen Kriterien agieren.

"Mit Starbucks wird sich der Markt in Hamburg neu sortieren", glaubt Balzac-Coffee-Chefin Kullmann. Allerdings stehe man in Berlin schon seit längerem im Wettbewerb mit den Amerikanern. "Wir fühlen uns gut aufgestellt." Kullmann selbst plant in diesem Jahr bundesweit fünf bis acht neue Shops.