Die Billigkaufhauskette Woolworth, der Modellbahnhersteller Märklin, das Warenhaus Hertie und der Autozulieferer Edscha haben zwei Dinge gemeinsam: Sie gehören Finanzinvestoren und haben Insolvenz angemeldet. Besteht da ein Zusammenhang? Eine Analyse.

Düsseldorf. Unternehmen, die in den vergangenen Jahren von sogenannten Private-Equity-Firmen übernommen wurden, scheinen in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise zu den ersten zu gehören, die zusammenbrechen.

Und es könnte noch schlimmer kommen: Nach einer Studie der Boston Consulting Group BCG und der IESE Business School der Universität Navarra dürften fast die Hälfte der von Private-Equity-Firmen übernommenen Unternehmen wegen ihrer hohen Schulden in den nächsten drei Jahren Schwierigkeiten haben, ihre Kreditvereinbarungen zu erfüllen.

Den möglichen Abschreibungsbedarf beziffern die Experten in ihrer Studie "Get Ready for the Private-Equity Shakeout" ("Machen Sie sich bereit für die Marktbereinigung bei den Finanzinvestoren") auf weltweit rund 300 Milliarden Dollar (235 Milliarden Euro).

Finanzinvestoren haben kein Interesse an Pleiten

Besonders groß seien die Risiken in den Fällen, wo Finanzinvestoren Unternehmen mit hohen Krediten gekauft und ihnen diese Schulden aufgebürdet hätten, meint die Finanzexpertin der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stuftung, Alexandra Krieger.

"Diese Firmen haben wenig Eigenkapital-Puffer und können die Konjunkturkrise besonders schwer verkraften, weil sinkende Umsatzerlöse mit relativ hohen festen Kreditverpflichtungen zusammentreffen." Die Finanzstruktur dieser Firmen sei für normale und gute Zeiten ausgelegt.

Doch warnt die Expertin vor einer generellen Verunglimpfung der oft als "Heuschrecken" titulierten Private-Equity-Firmen. Ein Finanzinvestor als Eigentümer könne für die Unternehmen auch Vorteile haben. "Große Fonds wie Blackstone oder KKR werden viel Wert darauf legen, eine Firma aus ihrem Besitz nicht ohne Not in die Insolvenz gehen zu lassen." Hier könne eine kriselnde Firma sogar von Kapitalspritzen der Mutter profitieren.

Ganz ähnlich sieht das auch Heinrich Liechtenstein von der IESE Business School. "Eine völlige Abschreibung nach einer Firmenpleite ist für die Private-Equity-Firmen viel katastrophaler als eine schlechte Rendite", sagt er.

Insolvenz als Chance

Unter dem Strich kommt Liechtenstein in seiner Studie deshalb zu dem Ergebnis, dass Unternehmen in der Hand von Finanzinvestoren zwar zum großen Teil vor schwierigen Zeiten stehen. Letztlich hätten die Unternehmen aber die gleichen Chancen zu überleben, wie Firmen mit normaler Eigentümerstruktur.

Tatsächlich machen durch überhöhte Kaufpreise aufgehäufte Schulden ja nicht nur Unternehmen zu schaffen, die im Besitz von Finanzinvestoren sind. "Das Problem haben alle Firmen, die auf dem Höhepunkt des Börsenhypes zu überhöhten Preisen übernommen wurden und jetzt die Kosten dieses Geschäfts erwirtschaften sollen", sagt die Finanzexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Dorothea Schäfer. Dies belegten etwa die massiven Probleme im Fall Schaeffler-Continental.

Letzte Hoffnung könnte da für so manches Unternehmen in Zukunft der Gang zum Insolvenzrichter sein. Schließlich muss ein Insolvenzantrag nicht das Aus für ein Unternehmen sein, sondern kann ein Weg sein, die erdrückende Schuldenlast abzustreifen.

"Wenn das Unternehmen einen gesunden Kern hat, ist die Insolvenz wahrscheinlich die schmerzhafteste, aber effektivste Medizin, um sich von einer schlechten Finanzstruktur zu befreien", meint Thomas Hoffman, Insolvenzexperte der Kanzlei Nörr Stiefenhofer Lutz. Die Insolvenz könne in diesem Fall auch eine Chance sein.