Der Bund macht bei der geplanten Übernahme der Münchner Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) ernst. Über den Bankenrettungsfonds SoFFin bietet...

München. Der Bund macht bei der geplanten Übernahme der Münchner Krisenbank Hypo Real Estate (HRE) ernst. Über den Bankenrettungsfonds SoFFin bietet Deutschland mit dem Ziel einer vollständigen Übernahme den bestehenden HRE-Aktionären 1,39 Euro für eine Aktie an. Damit liegt das freiwillige Übernahmeangebot ein Zehntel über dem gesetzlichen Mindestpreis von 1,26 Euro je Anteilsschein, teilte SoFFin-Chef Hannes Rehm mit. Würden alle HRE-Aktionäre verkaufen, kostet das den Bund rund 290 Millionen Euro.

Trotz des großzügigen Angebots ist vom HRE-Großaktionär J.C. Flowers und dessen Mitinvestoren weiterhin mit Widerstand zu rechnen. Der US-Investor werde das Angebot erst einmal genau prüfen, habe aber weiter die Präferenz, als Miteigner im Boot zu bleiben, sagte ein Flowers-Sprecher. Flowers befindet sich nun in einer Zwickmühle. Weigert er sich, den Weg für den Bund freizumachen, droht seine Enteignung, für die der Bund nach Einschätzung von Experten weniger als den jetzt freiwillig gebotenen Übernahmepreis bezahlen dürfte.

Die jetzige Offerte sei "die Gelegenheit für HRE-Aktionäre, zu einem attraktiven Preis aus dem Investment auszusteigen", stellte der Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin) klar. Die gebotenen 1,39 Euro je Aktie seien ohnehin unerwartet viel, kommentierte ein Finanzexperte. "Der Bund wird nicht nachbessern", vermutet er. Denn im bereits beginnenden Bundestagswahlkampf werde die Politik jeden Eindruck vermeiden wollen, Investoren mit Staatsgeld aus der Patsche zu helfen.

Flowers und Partner halten 21,7 Prozent der HRE-Anteile und hatten dafür Mitte vorigen Jahres 22,50 Euro pro Aktie bezahlt - insgesamt gut eine Milliarde Euro, die nach heutigem Kurs weitgehend verloren sind.

Das Übernahmeangebot des Bunds wird nun von der Finanzaufsicht BaFin geprüft und dürfte nächste Woche offiziell werden. Dann wird eine Angebotsfrist festgelegt, die nach Angaben von Insidern zwischen zwei und vier Wochen betragen soll. Eine Mindestannahmeschwelle gibt es nicht. Der Bund wird also in jedem Fall so viele HRE-Aktien kaufen, wie ihm angeboten werden. Nächster Schritt auf dem Weg zur Verstaatlichung der HRE ist dann die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung, wo - vermutlich im Mai - eine Rekapitalisierung zur Rettung der Krisenbank beschlossen werden muss.

Die dazu nötige Kapitalerhöhung könnte den Bund bis zu zehn Milliarden Euro kosten. Zusammen mit Finanzinstituten stützt er die HRE bereits mit 102 Milliarden Euro in Form von Krediten und Garantien. Darüber hinaus könnten weitere Garantien fällig werden. Die HRE muss auf alle Fälle gerettet werden, weil ihr Zusammenbruch "substanzielle, kaum abschätzbare Auswirkungen auf die nationalen und internationalen Finanzmärkte" sowie die Volkswirtschaft nach sich ziehen würde, stellt der SoFFin klar. Die HRE gilt weltweit als der zweitgrößte Herausgeber von Pfandbriefen. Experten vergleichen das Gefahrenpotenzial eines HRE-Untergangs mit den Schockwellen, die die Pleite der US-Bank Lehman Brothers ausgelöst hatte.

Um das zu verhindern, werden die HRE-Aktionäre notfalls durch den Bund enteignet, was ein soeben in Kraft getretenes und bis Ende Juni befristetes Gesetz erlaubt. Ohne Hilfe des Bunds wäre die HRE mit 420 Milliarden Euro Bilanzsumme längst kollabiert. Sie machte 2008 einen Verlust von 5,5 Milliarden Euro.