Nachdem öffentlich wurde, dass Lidl seine Mitarbeiter bespitzelt und abgehört hat, scheint sich nun der nächste Datenschutz-Skandal anzubahnen. Der Lebensmittel-Discounter soll nach einem Bericht des “Spiegels“ die Krankheiten von Mitarbeitern in geheimen Unterlagen festgehalten haben.

Der "Spiegel" berichtete, dass der Lebensmittel-Discounter Lidl geheime Krankenakten geführt haben soll. Jedesmal, wenn ein Mitarbeiter sich krank gemeldet hatte, soll dies in firmeninternen Unterlagen festgehalten worden sein. Angeblich gab es Formulare, in denen der "Grund der Krankheit" von Mitarbeitern eingetragen werden sollte. In Bochum waren per Zufall Unterlagen dieser Art in einer Mülltonne entdeckt worden.

So soll dort über eine Mitarbeiterin, die im Juni vergangenen Jahres krank geschrieben war, stehen: "Will schwanger (werden). Befruchtung nicht funktioniert". Über eine andere Mitarbeiterin, die ebenfalls im Juni krank gemeldet war, findet sich als Grund nur "Psychologe" und unter anderem die Anmerkung "Kündigung zum 31.7. 08". Alle Einträge stammen dem Bericht zufolge aus der Zeit weit nach der Entdeckung der Spitzelmethoden durch Detektive.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar bewertete die Notizen als "äußerst kritisch". "Der Grund der Krankheit geht den Arbeitgeber grundsätzlich nichts an." Er regte die zuständigen Aufsichtsbehörden an, den Fall zu prüfen. "Dass man dabei zu dem Ergebnis kommt, das ist unzulässig, halte ich für ziemlich wahrscheinlich."

Lidl-Deutschland-Chef Frank-Michael Mros bestreitet die Existenz der Krankenformulare dem Bericht zufolge nicht. Er versicherte im "Spiegel" aber, das sie seit Mitte Januar nicht mehr verwendet würden. Laut Mros unternehme Lidl "alles Erdenkliche, damit dem Datenschutz in unseren Gesellschaften und Filialen Rechnung getragen wird". Allerdings räumte er ein, "dass wir nicht auf einen Schlag alles geraderücken konnten".

Anfang vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass Lidl in vielen seiner Filialen Mitarbeiter durch Detektive systematisch überwachen ließ. Medienberichten zufolge war dabei unter anderem protokolliert worden, welcher Mitarbeiter wie oft zur Toilette ging oder wer mit wem womöglich ein Liebesverhältnis hatte.