Die US-Regierung erhöht massiv den Druck auf General Motors und Chrysler: Sie lehnt am Montag überraschend die Sanierungspläne von Opel-Mutter GM sowie der früheren Daimler-Tochter Chrysler ab und setzt Fristen für die Nachbesserung. Zudem verliert GM-Chef Rick Wagoner seinen Posten.

Washington. Die Kritik war harsch: Nach den vorliegenden Plänen sei keiner der beiden Konzerne überlebensfähig, sagte ein Vertreter der US-Regierung. Daher könnten vorerst keine zusätzlichen Hilfen bewilligt werden. Von weiterer Unterstützung für GM hängt auch die Entscheidung der Bundesregierung über eine Hilfe für Opel ab.

Mit ihrer Entscheidung schwenkt die US-Regierung auf einen härteren Kurs, der sowohl die beiden Unternehmen als auch die Gläubiger und Anleger überrascht haben dürfte. Statt der geforderten Zusatzkredite über bis zu 30 Milliarden Dollar erhält GM nun lediglich eine Finanzierungszusage für die nächsten 60 Tage.

In dieser Zeit soll der größte US-Autobauer unter neuer Führung einen weitreichenderen Sanierungsplan ausarbeiten und in Verhandlungen mit den Gläubigern und der Gewerkschaft die verlangten Einsparungen erreichen. Bislang hat die Regierung GM mit Notkrediten über 13,4 Milliarden Dollar am Leben gehalten. Obama wollte im Tagesverlauf über die Entscheidung informieren.

Vorwürfe gegen Rick Wagoner

GM-Chef Wagoner, der sich am Freitag mit der Auto-Taskforce der US-Regierung getroffen hatte, wurde von deren Chef Steve Rattner am Sonntag zur Aufgabe bewegt, wie aus Regierungskreisen verlautete. Zudem sei geplant, den Großteil des GM-Führungsgremiums in den kommenden Monaten auszutauschen. Der bisherige Finanzvorstand Fritz Henderson solle die Konzernspitze übernehmen, teilte GM am Montag mit.

Der seit 2000 an der Konzernspitze stehende Wagoner war wie auch der Rest des Direktoriums wegen seines Krisenmanagements in den vergangenen Monaten zunehmend in die Kritik geraten. Obama beklagte erst kürzlich, dass jahrelanges Missmanagement für einen Teil der Probleme in der US-Autobranche verantwortlich sei.

Dieser Vorwurf trifft vor allem Wagoner, da die Ford-Chef Alan Mulally und Chrysler-Chef Bob Nardelli vergleichsweise kurz auf ihren Posten sind und von außerhalb der Branche kamen. GM hat seit 2005 mehr als 80 Milliarden Dollar Verlust eingefahren.

Druck auch auf GM-Konkurrent Chrysler

Auch bei Chrysler zog die Regierung die Daumenschrauben an. Die Taskforce setzte der Tochter des Finanzinvestoren Cerberus eine Frist von 30 Tagen, um die Pläne für ein Bündnis mit dem italienischen Fiat-Konzern abzuschließen. Andernfalls würde der Staat den Geldhahn zudrehen, was zu einer Abwicklung des Unternehmens führen könnte.

Fiat stimmte in den Verhandlungen den Forderungen der Taskforce zu, mit weniger als den ursprünglich angedachten 35 Prozent bei Chrysler einzusteigen. Zudem dürfen die Italiener keinen Mehrheitsanteil übernehmen, solange Chrysler die Regierungshilfen nicht zurückgezahlt hat. Alleine sei Chrysler nicht überlebensfähig, betonte die Taskforce. Dazu sei das Unternehmen zu klein, die Produktpalette zu schwach und der Verlust an Marktanteilen in den USA zu groß.

Sollte Chrysler die Allianz mit Fiat und die geforderten Einsparungen zustande bekommen, könnte die Regierung dem Unternehmen mit bis zu sechs Milliarden Dollar unter die Arme greifen, verlautete aus Regierungskreisen. Bislang hatte Chrysler zusätzlich zu den bereits erhaltenen vier Milliarden weitere Kredite über fünf Milliarden Dollar beantragt.