Abendblatt:

Die Meyer Werft gehört zu den drei großen bei den Kreuzfahrtschiffen. Warum ist die Lage auf diesem Markt nicht so schwierig wie bei Frachtschiffen?

Bernard Meyer:

Die Börsenkurse sind abgerutscht, die Preise für Kreuzfahrten sinken, aber glücklicherweise hat es den Kreuzfahrtmarkt noch nicht so hart getroffen wie den Containermarkt. Bei den Kreuzfahrtschiffen gibt es keine Spekulationsblase. 16 Prozent Wachstum bei der Bettenkapazitäten bezogen auf vier Jahre - das ist moderat. Die Auswirkungen im Kreuzfahrtmarkt werden vermutlich später spürbar. Wir befürchten, dass 2010 ein schwieriges Jahr wird.



Abendblatt:

Was erwarten Sie?

Meyer:

In den USA hat die Krise die Bürger schon erreicht, in Spanien liegt die Arbeitslosenquote jetzt bei 20 Prozent. In Deutschland kommt die Krise bei den Bürgern langsamer an. Aufgrund dieser Unsicherheit im Passagiermarkt wird keine Reederei 2009 ein Kreuzfahrtschiff bestellen.



Abendblatt:

Ihre Werft hat noch Aufträge. Wie wird sich die Krise auswirken?

Meyer:

Glücklicherweise haben wir noch neun große Kreuzfahrtschiffe bis 2012 im Auftragsbuch. Von weltweit insgesamt vier Schiffen für 2012 kommen drei aus Papenburg. Wir erwarten keine Stornierungen. Unsere Aufträge sind alle solide finanziert und wir haben mit Aida/Carnival Corporation, Royal Caribbean/Celebrity Cruises und dem Disney-Konzern sehr potente Kreuzfahrtkunden. Wir können aber natürlich nicht davon ausgehen, dass diese tiefe und strukturelle Krise an uns vorbeigeht. Sollte es im nächsten Jahr wieder Kreuzfahrtaufträge geben, wird es ein brutaler Kampf mit harten Preisen zwischen europäischen und asiatischen Werften.



Abendblatt:

Wie gefährlich ist die Konkurrenz aus Asien für die deutschen Werften?

Meyer:

Wenn wir es schaffen, die Kosten des Standortes Deutschlands zu senken und die bürokratischen Hürden abzubauen, sind wir auch konkurrenzfähig. Gleichzeitig sehe ich eine große Gefahr, dass die asiatischen Schiffbauländer erneut subventionieren.



Abendblatt:

Kommen so die jüngsten Investitionen zum falschen Zeitpunkt?

Meyer:

Die Investitionen sind absolut richtig. Um weiter erfolgreich zu sein, müssen wir das machen. Ohne die fast abgeschlossene Verlängerung der Schiffbauhalle um 120 auf 504 Meter hätten wir keinen optimalen Fertigungsablauf. Ende des Jahres soll zudem das ebenfalls 80 Millionen Euro teure Laserzentrum fertig sein. Wir investieren sehr viel Geld und Mühe in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter, in Produktinnovationen sowie in Forschung- und Entwicklung. Die Kreuzfahrer "AIDAluna" und die "Celebrity Solstice" sind besonders wirtschaftliche und umweltfreundliche Schiffe. Unsere Kunden wissen das. Und nur durch unsere hohe Produktivität, die wir noch weiter verbessern werden, können wir auch künftig marktfähige Preise bieten.