Der von der Absatzkrise gebeutelte Autobauer Daimler hat sich ein zweites Emirat als Großaktionär ins Haus geholt. Mit 9,1 Prozent steigt Abu Dhabi zum wichtigsten Anteilseigner auf und verweist Kuwait auf den zweiten Platz.

Stuttgart. Der Einstieg geschieht durch die Ausgabe neuer Aktien, durch deren Kauf 1,95 Milliarden Euro in Daimlers Kasse fließen, wie der Konzern am Sonntag in Stuttgart mitteilte. Der Anteil Kuwaits wird dadurch verwässert und fällt von 7,6 auf 6,9 Prozent.

Die staatlich kontrollierte Investmentgesellschaft Aabar zahlt 20,27 Euro pro Daimler-Aktie. Am Freitag hatten die Papiere bei 21,34 Euro geschlossen. "Wir freuen uns sehr, in Aabar einen neuen Großaktionär begrüßen zu können, der unsere Unternehmensstrategie unterstützt und mit uns gemeinsam strategische Projekte auf den Weg bringt", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche. Der Aufsichtsrat stimmte der notwendigen Kapitalerhöhung - das Grundkapital wird um 10 Prozent aufgestockt - am Sonntag zu. Bisherige Daimler-Aktionäre konnten bei der Kapitalerhöhung keine Aktien erwerben.

Über einen Einstieg von Abu Dhabi war bereits seit Monaten spekuliert worden. Aabar wird von der staatlichen International Petroleum Investment Company (IPIC) kontrolliert. Diese ist unter den deutschen DAX-Konzernen keine Unbekannte: Im Oktober hatte IPIC die Mehrheit an der Dienstleistungssparte Ferrostaal des Münchener Lkw-Herstellers MAN übernommen. Das Investment-Portfolio von IPIC wird derzeit auf mehr als 14 Milliarden Dollar geschätzt.

Daimler will mit seinem neuen Großaktionär nun auch im Tagesgeschäft zusammenarbeiten: Gemeinsam soll die Entwicklung von Elektroautos sowie von Verbundwerkstoffen vorangetrieben werden. "Über konkrete Projekte wird gerade gesprochen", sagte ein Sprecher auf Anfrage. In Abu Dhabi selbst sollen junge Leute für die Autoindustrie ausgebildet werden. Finanziert werden soll dies nicht zuletzt mit dem Milliardenerlös der Kapitalerhöhung. Daimler-Chef Zetsche will trotz milliardenschwerer Einsparungen die Produktinnovationen nicht vernachlässigen.

Wie andere Automobilhersteller auch, stehen die Stuttgarter vor einem schweren Jahr und kalkulieren mit weniger Verkäufen und dadurch auch weniger Gewinn. Für das erste Quartal hat Zetsche sogar einen operativen Verlust angekündigt. In den ersten zwei Monaten des Jahres war der Pkw-Absatz um über ein Viertel zurückgegangen. Die Lkw-Sparte bereitet sich gar auf ein Absatzminus von bis zu 50 Prozent vor.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Daimler gelitten: Während der Umsatz leicht auf 95,9 Milliarden Euro zurückging, brach der Überschuss um fast zwei Drittel auf 1,4 Milliarden Euro ein. Das schreckte den neuen Investor aber nicht ab. "Daimler ist eine Marken-Ikone und ein finanziell starkes Unternehmen, das weltweit für Spitzenleistungen bekannt ist", begründete Aabar-Chef Khadem Al Qubaisi das Engagement.

Der bisher größte Anteilseigner Kuwait ist seit 1974 im Unternehmen engagiert. Zuletzt hatte es auch hier Spekulationen gegeben, das Emirat könne seinen Anteil ausbauen.

Weitere Details zum Einstieg der von Abu Dhabi kontrollierten Investmentgesellschaft Aabar will Daimler an diesem Montag bei einer Pressekonferenz in Stuttgart mitteilen. Daran sollen Zetsche und der Aabar-Vorsitzende Khadem Al Qubaisi teilnehmen, hieß es am Sonntagabend in Stuttgart.