Hamburger Experte sagt Preissteigerung um fünf Prozent voraus. Börsen reagieren verunsichert.

Hamburg. Die angekündigte Billionenspritze der US-Notenbank hat weltweit neue Inflationssorgen geweckt. Die Finanzmärkte reagierten verunsichert auf die steigenden Geldmengen: Während die Aktienkurse in Europa zulegten, gab der Dow Jones gestern Abend nach. Der Eurokurs kletterte sprunghaft, der Dollar verlor deutlich.

US-Präsident Barack Obama verteidigte das Anwerfen der Notenpresse auf einer Bürgerversammlung. Seine Regierung habe "beispiellose Schritte" veranlasst, den Kreditfluss in Gang zu bringen. Jetzt müsse man Geduld haben. Aber eines sei sicher: "Vor uns liegen bessere Tage."

Der ungewöhnliche Schritt der US-Notenbank wird laut Experten dazu beitragen, dass auch in Europa die Preise anziehen. "Im Euroraum dürfte die Inflationsrate spätestens 2011 auf über fünf Prozent steigen. Dies ist die Konsequenz der jetzigen Geldpolitik", sagte der Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Thomas Straubhaar, dem Abendblatt. Die Gefahr für eine Hyperinflation sieht er aber noch nicht: "Ich gehe davon aus, dass die Notenbanken mittelfristig ihr ausgegebenes Geld wieder aus dem Markt abziehen, indem sie die jetzt erworbenen Staatsanleihen und Wertpapiere wieder verkaufen."

Grundsätzlich sei die Entscheidung der US-Notenbank ein "richtiger, doch riskanter Trapezakt", um die Konjunktur anzukurbeln. "Die Notenbank muss zwischen Pest und Cholera wählen - also zwischen Deflation und Inflation." Die Europäische Zentralbank sollte ihre Leitzinsen von jetzt 1,5 Prozent senken, so Straubhaar. Damit könnte eine weitere Euro-Aufwertung verhindert werden, die die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exporte ausbremst.