Eine rasante Berg- und Talfahrt hat der Göppinger Spielwarenhersteller Märklin in den vergangenen Jahren hingelegt. Und auch im Jahr des 150. Jubiläums scheint das Traditionsunternehmen erstmal nicht zur Ruhe zu kommen. Der Modellbahnhersteller kämpft seit Jahren mit roten Zahlen. Nun soll bei den Personalkosten gespart werden.

Ende Juli 2008 hat der britische Finanzinvestor Kingsbridge, der Märklin vor fast drei Jahren übernommen und den Betrieb damit vor einer Insolvenz gerettet hatte, angekündigt, die Personalkosten von derzeit 50 Millionen Euro um 5 Millionen Euro zu drücken.

Die Gewerkschaft IG Metall fürchtet um den Standort. Der Investor lässt hingegen wissen, er stehe weiterhin hinter dem Unternehmen."Doch die fünf Millionen werden nicht reichen", sagt die zweite Bevollmächtigte der IG Metall Göppingen, Renate Gmoser. "Ich fürchte, dass es das Traditionsunternehmen über kurz oder lang in dieser Form nicht mehr geben wird."

Dabei verspürt die Branche nach Angaben des Verbandes der deutschen Spielwarenindustrie derzeit eine leichte Beruhigung des Abschwungs. Die Modellbahnhersteller hätten in den vergangenen Jahren unter den sinkenden Einkommen ihrer Kunden gelitten, sagt Jürgen Jagoschinski vom Verband. "Das hat sich jetzt leicht verbessert."

Auch bei Märklin stieg der Umsatz im Geschäftsjahr 2008 leicht auf 128 Millionen Euro - 2007 waren es 126 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2008 hatte der Erlös sogar noch um 22 Prozent auf 47 Millionen Euro zugelegt. Der Fehlbetrag im operativen Geschäft sank nach Unternehmensangaben im Vergleich zum Vorjahr. Zahlen nannte Märklin allerdings nicht. Allein 2008 pumpte Kingsbridge erneut mehr als fünf Millionen Euro in das schwäbische Unternehmen. Märklin kündigte an, wegen der weltweiten Rezession verstärkt Kosten einsparen zu wollen. Der Vorstand befinde sich in Gesprächen mit der Belegschaft, sagte der Märklin-Beiratsvorsitzende Michel Perraudin. Das Unternehmen beschäftigt 1100 Menschen.

Die Zukunft des Traditionsunternehmens scheint am seidenen Faden zu hängen. Ein ungewohntes Schicksal für Märklin, das zuvor jahrzehntelang eine Erfolgsgeschichte geschrieben hatte. Das Unternehmen entwickelte sich von einer kleinen Fabrik für Blechspielwaren zu einem weltweit bekannten Produzenten von Metallspielzeug. "Märklin steht für die Geschichte des Spielzeugs schlechthin und hat vielen Generationen die Welt der Technik spielerisch näher gebracht", hatte Baden-Württembergs Europaminister Wolfgang Reinhart (CDU) Anfang Dezember gesagt.

Jährlich bringt Märklin rund 500 neue Produkte heraus. Das Unternehmen deckt gemeinsam mit seinen Marken Märklin, Trix und Lehmann (LGB) nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte des Weltmarktes ab. Es verweist seine größten Konkurrenten - die britische Hornby-Gruppe und Fleischmann/Roco aus Nürnberg - nach Angaben des Branchenverbandes auf die hinteren Plätze.