Die Finanzkrise hat bei der Deutschen Bank im vergangenen Jahr zu einem Rekordverlust geführt. Der Branchenprimus bezifferte den Netto-Fehlbetrag für 2008 am Mittwoch mit 3,9 Milliarden Euro.

Ein Jahr zuvor stand noch ein Rekordüberschuss von 6,5 Milliarden Euro in den Büchern. Besonders im vierten Quartal hätten die "außerordentlich schwierigen Marktbedingungen" den Eigenhandel mit Kreditprodukten und Aktien erheblich belastet. Hinzu kamen weitere Abschreibungen. "Wir sind sehr enttäuscht", erklärte Bankchef Josef Ackermann, der bislang jede staatliche Hilfe für sein Institut ablehnt. Die Aktie brach um acht Prozent ein und war damit größter Verlierer im Dax. Analysten nannten vor allem die Höhe des Verlusts überraschend. Allein im Schlussquartal schrieb die Deutsche Bank einen Verlust von 4,8 Milliarden Euro. "Das extrem schwierige Marktumfeld hat einige Schwächen in der Bank aufgezeigt", betonte Ackermann. Derzeit würden Maßnahmen umgesetzt, um diese Probleme zu beseitigen. Die Bank will als Reaktion auf die Krise vor allem die Abhängigkeit vom Investmentbanking verringern. So fährt sie den mit hohen Verlusten kämpfenden Eigenhandel zurück und streicht generell im Handel bis zu 1000 Stellen. Zudem steht wie bei anderen Banken auch der Abbau von Risikopositionen im Fokus, was kurzfristig zu weiteren Belastungen führt. Hier habe das Geldhaus im vierten Quartal weitere Fortschritte erzielt. "Weitere materielle negative Effekte" aus diesen Positionen seien nicht mehr zu erwarten, sagte Ackermann. Die überraschend vorgelegten vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die seit anderthalb Jahren dauernde Krise nun auch die Deutsche Bank mit voller Wucht erfasst. Seit dem Kollaps der US-Investmentbank Lehman Brothers im September ist der Handel mit vielen Kreditprodukten zusammengebrochen, was auch anderen Investmentbanken wie Credit Suisse Milliardenverluste eingebrockt hat. Im Unterschied zu vielen Konkurrenten kommt die Deutsche Bank aber bislang ohne staatliche Kapitalhilfen durch die Krise. Die Kernkapitalquote liege Ende 2008 weiter in Höhe der Zielgröße von zehn Prozent, erklärte die Bank. Zudem rechnet sie trotz des Verlusts mit einer Dividende von 50 Cent pro Aktie - vor einem Jahr waren es noch 4,50 Euro. Andere Geldhäuser haben die Ausschüttung an ihre Aktionäre komplett zusammengestrichen. Um die Kapitalausstattung zu schonen, will die Deutsche Bank Finanzkreisen zufolge auch die Übernahme der Postbank zu großen Teilen mit eigenen Aktien zahlen. Dadurch steige die Post vorübergehend mit weniger als zehn Prozent bei der Deutschen Bank ein, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die neuen Belastungen im vierten Quartal dürften einer der Auslöser für die Nachverhandlungen des im September vereinbarten milliardenschweren Deals gewesen sein.