2009 will die Branche den Umsatz zumindest halten. Kunden dürfen sich auf weitere Rabattschlachten freuen.

Hamburg. Hamburgs Einzelhandel ist bislang von den Folgen der weltweiten Finanzmarktkrise verschont geblieben. 2008 stieg der Umsatz der rund 10 000 Betriebe in der Stadt um 350 Millionen und damit nominal (vor Abzug der Inflationsrate) um 3,5 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. "Hamburg liegt über dem Bundesschnitt von knapp 2,5 Prozent", sagte Ulf Kalkmann, Sprecher der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels. Für dieses Jahr rechnet die Branche mit einer relativ stabilen Entwicklung. Die Umsätze sollen trotz der schwierigen Konjunkturlage gehalten oder nur leicht unterschritten werden.

Die Händler in der Stadt hätten auch davon profitiert, dass die Energiepreise seit Jahresmitte drastisch gesunken sind. "Die Verbraucher hatten so mehr Geld für den Konsum übrig", sagte der Verbandsvorsitzende und Schuhfilialist Ludwig Görtz. "Die gesunkenen Energiepreise haben den gleichen Effekt wie ein 25 Milliarden Euro schweres Konjunkturprogramm in Deutschland." Ansonsten fordere der Einzelhandel keine Hilfe vom Staat. "Keinen Rettungsschirm, keine Unterstützung, kein Bargeld", sagte Görtz. Allerdings sollte nach seiner Meinung die Reform der Unternehmenssteuern nochmals verändert werden, da gegenwärtig Mieten, Pachten und Leasingraten wie Einkünfte und nicht wie Ausgaben behandelt würden: "Dieser Unsinn muss aufhören."

Deutschlands Verbraucher, die ansonsten auf jede Krise mit Kaufzurückhaltung reagieren, sind immer noch konsumfreudig. "Die schlechten Nachrichten, die wir derzeit aus der Wirtschaft hören, spiegeln die Situation im Einzelhandel keineswegs wider", sagte Andreas Bartmann, der dem Einzelhandelsverband zusammen mit Görtz vorsteht und Miteigentümer von Globetrotter ist. So seien in mittelguten Lagen die Ladenmieten gesunken, was positiv für die Branche sei. "Auch die Preise im Ladenbau sind nach unten gegangen", so Bartmann.

Zudem hätten die Rabatte, mit denen die Händler immer wieder Kunden locken, zum guten Geschäft beigetragen. Zu den Gewinnern 2008 gehörten der Fachhandel für Computer und Zubehör sowie Biohändler, Reformhäuser und Feinkostgeschäfte (siehe Tabelle). Umsatz verloren haben Fachgeschäfte für Damenoberbekleidung, während Textildiscounter zulegten.

"Die Rabattschlacht wird sich dieses Jahr sogar noch verschärfen", schätzt Kalkmann. "Für den Einzelhandel wird der Überlebenskampf härter." Weitere Betriebe müssten aufgeben - auch weil die Banken bei der Kreditvergabe zögerlicher würden. "Die sogenannte Kreditklemme ist in Hamburg angekommen", sagte Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Linnekogel. Meist hätten kleine Unternehmen mit fünf bis sieben Angestellten Probleme mit Kreditanträgen.

Auch 2008 gab es trotz des positiven Gesamttenors bei den Hamburger Einzelhändlern Verlierer. Rund 200 Betriebe mussten aufgeben, weil sie zu klein waren oder die Preisschlacht mit Billiganbietern nicht durchhalten konnten. Die Zahl der Beschäftigten im Handel reduzierte sich um 200 auf etwa 57 000. Einen Abbau des Personals von mehr als zehn Prozent gab es bei den Tante-Emma-Läden, während die Warenhäuser die Zahl ihrer Mitarbeiter um gut zwei Prozent reduzierten.

Um die Branche zu stärken, forderten Görtz und Bartmann vom Senat zu den bislang vier verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr einen weiteren im Advent. "Hamburg darf beim Sonntagsverkauf nicht gegenüber anderen Städten wie etwa Berlin benachteiligt werden." Zudem wehren sich die Verbandsvertreter gegen die Einführung von Umweltzonen oder einer City-Maut, weil der Einzelhandel auch von Tagestouristen aus dem Umland lebe. "Wenn sie nicht mehr in die City fahren können, gehen sie zum Einkaufscenter auf der grünen Wiese", so Kalkmann.

Hamburgs Einzelhändler mahnten die Realisierung der Anbindung der HafenCity an die Stadtmitte an. "Spätestens 2010, wenn die Einzelhandelsflächen in der HafenCity eröffnen, bekommen wir Probleme", so Görtz. Ohne attraktive Verbindung würden die neuen 40 000 Quadratmeter Verkaufsfläche an der Elbe den Händlern in der City noch mehr Konkurrenz machen. "Kunden, die dort einkaufen, muss der Weg in die Innenstadt leicht gemacht werden", so Kalkmann, der betont, dass Hamburg mit 2,5 Millionen Quadratmetern Verkaufsfläche bereits überversorgt sei.