Der Verlust des vergangenen Jahres beträgt 70 Millionen Euro - und bringt den größten deutschen Konzern für Luxus-Damenmode ins Schlingern. Mit drastischem Sparkurs und kleineren Kollektionen will Escada der Pleite entgehen.

München. Die Zahlen sind tiefrot: Nach einem Verlust von 70 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr bestehe ein Finanzierungsbedarf von 30 Millionen Euro in diesem Jahr, berichtete Finanzvorstand Markus Schürholz am Dienstag in Aschheim bei München.

Mit Banken und den Investoren würden derzeit Gespräche geführt. Zusätzlich plant der Konzern eine Herabsetzung des Kapitals, um damit auch die Voraussetzungen für die Ausgabe neuer Aktien zu schaffen. Eine Insolvenzgefahr schloss das Unternehmen nicht aus. "Es ist immer dann zu Ende, wenn kein Geld mehr da ist", sagte Schürholz.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen den Verlust von zuletzt 27 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Die Kaufzurückhaltung machte sich bei den Käuferinnen der Luxusmode rund um den Globus zunehmend bemerkbar. "Gerade die hochwertige Mode ist ein Geschäft, dessen Erfolg stark von Stimmungsfaktoren abhängt", sagte Escada-Chef Bruno Sälzer.

Stellenabbau nicht ausgeschlossen

Der Umsatz ging um rund 15 Prozent auf 582 Millionen Euro zurück. 88 Prozent davon macht Escada im Ausland und ist daher stark von der weltweiten Krise betroffen. Am stärksten gingen die Erlöse im wichtigsten Markt USA zurück, aber auch in Asien kauften die Kundinnen nicht mehr soviel bei Escada ein.

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2008/09 (31. Oktober) schrieb Escada bei sinkenden Umsätzen ebenfalls rote Zahlen. Die Erlöse gingen um 7,5 Prozent auf 131,5 Millionen Euro zurück, der Fehlbetrag summierte sich auf 6,3 Millionen Euro nach 4 Millionen Euro im Vorjahr. Die Aktie, die im vergangenen Jahr schon mehr als 80 Prozent an Wert verloren hatte, brach nach diesen Zahlen nochmals um zeitweise mehr als 10 Prozent auf 1,85 Euro ein.

Sälzer will Escada unter anderem durch eine Verkleinerung der Kollektionen und einen drastischen Sparkurs aus der Krise führen. Auch ein Stellenabbau sei möglich. Derzeit beschäftigt der Konzern weltweit rund 4000 Menschen. "Wir sind davon überzeugt, bei Escada die Wende zum Besseren zu schaffen", sagte er.

Herz-Brüder als finanzstarke Partner

Der frühere Chef von Hugo Boss war im vergangenen Jahr als Sanierer an die Spitze von Escada getreten, nachdem seine beiden Vorgänger keine Kehrtwende einleiten konnten. Als finanzstarken Partner für die erhoffte Wende gewann Escada die Tchibo-Eigner Wolfgang und Michael Herz, die knapp 25 Prozent der Aktien halten. Weiterer Großaktionär ist der russische Multi-Millionär Rustam Aksenenko, der zuletzt rund 20 Prozent der Anteile hielt.