Wegen der Bespitzelungsaffäre bei der Deutschen Telekom ist laut Medienberichten der italienische Rückzugsort des früheren Postchefs Klaus Zumwinkel durchsucht worden. Drei weitere Anwesen, darunter das Haus von Ex-Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke, gerieten ins Visier der Ermittler.

Essen. Ein Trupp von Ermittlern, neben italienischen sollen auch fünf deutsche Beamte beteiligt gewesen sein, führte die Razzia auf der Burg Tenno oberhalb des Gardasees durch. Das erfuhr die "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" aus Ermittlerkreisen.

Zwei Computer seien unter anderem beschlagnahmt worden, berichtete auch die "taz". Drei Objekte in Deutschland und in der Schweiz sollen ebenfalls durchsucht worden sein.

Zumwinkel war bis Februar 2008 Telekom-Aufsichtsratschef. Die Ermittler wollen klären, ob er von der massenhaften Bespitzelung bei dem Unternehmen wusste oder sie sogar in Auftrag gegeben hatte. Zumwinkel war im Januar vom Bochumer Landgericht wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden.

Die Staatsanwaltschaft Bonn untersucht seit Frühjahr 2008 den Schnüffelskandal bei der Deutschen Telekom. Nach Angaben der Ermittler hat das Unternehmen 2005 und 2006 die Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten der Telekom, Angehörigen des Betriebsrats, Journalisten, aber auch von Dritten wie ver.di-Chef Frank Bsirske ausgespäht, die mit dem Konzern nicht unmittelbar zu tun haben. Insgesamt ist von mindestens 55 Personen die Rede.

Razzia auch bei Ricke

Auch das Haus des ehemaligen Konzernchefs Kai-Uwe Ricke in der Schweiz ist durchsucht worden, wie der Bonner Oberstaatsanwalt Friedrich Apostel bestätigte. Eine Razzia habe es auch im Haus von Rickes Ehefrau am bayerischen Ammersee gegeben. Anlass der Durchsuchungen seien die "laufenden Ermittlungen", sagte Apostel, dessen Behörde federführend bei den Ermittlungen ist. Zu Details wollte er sich nicht äußern. Im Kern ermittelt Apostel gegen acht Beschuldigte.

Die Telekom selbst hatte Mitte Mai 2008 Anzeige erstattet, um das Ausmaß des Missbrauchs von Verbindungsdaten in den Jahren 2005 und 2006 und den oder die Auftraggeber herauszufinden. Ziel der Aktion soll es gewesen sein, die Weitergabe von Interna an die Öffentlichkeit zu verhindern.