Die Vorstellung verspricht grenzenlose Freiheit. Der Zinssatz für Kredite liegt nahe null, Unternehmen können sich billig Geld für Investitionen...

Die Vorstellung verspricht grenzenlose Freiheit. Der Zinssatz für Kredite liegt nahe null, Unternehmen können sich billig Geld für Investitionen leihen, und Privatleute nehmen Kredite auf und erfüllen sich so ihre Träume. So ganz nebenbei wächst die Wirtschaft, und die Finanzkrise gehört bald der Vergangenheit an. Der Vorschlag des Spitzenbankers Lorenzo Bini Smaghi, gegen die Finanzmarktkrise im Notfall mit einer Nullzinspolitik zu steuern, ist nicht neu - hat aber auch noch nie so richtig geklappt. Japan hat dies schon vor mehr als einem Jahrzehnt versucht, und das Land hat sich bis heute noch nicht von seiner Krise erholt. Die USA haben den Leitzins Ende des vergangenen Jahres auf null bis 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Eine Wende hat dies bislang für die Weltwirtschaft nicht gebracht.

Einfach die Zinsen zu senken und zu schauen, wie das wirkt, ist ein halbherziger Ansatz. Denn erstens bedeuten niedrigere Leitzinsen nicht automatisch, dass Kredite der Banken für Unternehmen und Verbraucher preiswerter werden. Und zweitens reicht billiges Geld allein nicht als Motivation zum Konsum auf Pump aus. Die Menschen geben nur Geld aus, wenn sie Vertrauen in die Zukunft haben und glauben, dass sie ihr Darlehen auch zurückzahlen können. Um dieses Vertrauen zu schaffen, müssen die Konjunkturprogramme, die jetzt in vielen Staaten verabschiedet wurden, erst einmal wirken. Und die Finanzwelt, die uns die Krise eingebrockt hat, muss weltweit strenger kontrolliert werden. Eine gute Maßnahme wäre, wenn die Banken mehr als bisher angehalten würden, ihre aktuellen Zinsen mit angemessenem Abstand an den Leitzinssatz anzupassen. Wenn dies gelingt, müsste sich auch niemand mehr darüber beklagen, dass die Institute Leitzinssenkungen sofort an die Sparer weiterreichen, aber die Kreditzinsen hoch lassen.