Es ist die Angst vor dem Absturz der Landeswährung, die die tschechische Nationalbank zu einer ungewöhnlichen Medienoffensive treibt: In den vergangenen Wochen haben die Währungshüter gleich mehrfach öffentlich gegen Artikel in der internationalen Wirtschaftspresse protestiert.

Prag. Der "Economist" und die "Financial Times" hätten ihre Thesen über einen drohenden Crash osteuropäischer Währungen und Volkswirtschaften im Fall Tschechien mit falschem Zahlenmaterial konstruiert, schrieb die CNB Ende Februar. Anfang März wehrte man sich dann dagegen, Ostmitteleuropa auf den internationalen Märkten als homogene Region zu betrachten.

Hintergrund der ungewöhnlichen Medienoffensive der Nationalbank CNB sind Sorgen um die Stabilität der an den Devisenmärkten frei gehandelten tschechischen Krone, die in den vergangenen zwölf Monaten im Verhältnis zum Euro rund zehn Prozent an Wert einbüßte. Die Prager Beteuerungen, konservativ und seriös hauszuhalten, konnten aber keine Trendwende herbeiführen. Wirtschaftliche Basisdaten geben den Finanzmärkten auch kaum Anlass, den Fall Tschechien abgekoppelt von der europäischen Situation zu betrachten.

Der Prager Börsenindex PX bewegt sich seit Wochen nahe des Standes von 2004. In der Automobilindustrie wurde nach Angaben des Fachverbands bereits mehreren tausenden, überwiegend ausländischen Zeitarbeitern gekündigt und vielfach Kurzarbeit eingeführt. Die traditionelle Glasindustrie ist im Zuge der Krise nahezu vollständig zusammengebrochen, 7000 Beschäftigte fordern dort Hilfsmaßnahmen der Regierung. Die landesweite Arbeitslosenquote sprang im Februar auf 7,4 Prozent, zuletzt waren in der Moldaurepublik im Jahr 2007 so viele Menschen ohne Job. Der wichtige Außenhandel brach im Februar um noch nie dagewesene 20 Prozent ein.

"Brutale und schnelle Entwicklungen"

Analysten wie Petr Dufek von der CSOB-Bank sprechen angesichts der unerwartet schlechten Zahlen von "brutalen und schnellen" Entwicklungen. Regierung und CNB in Prag haben ihre Prognosen zwar bereits mehrfach nach unten korrigiert, liegen aber immer noch optimistischer als die wahren Resultate. Das böse Wort "Rezession" macht langsam, aber sicher die Runde zwischen den Experten.

Auch ein Spaziergang durch die Hauptstadt gibt Anhaltspunkte. Selbst im Zentrum der Touristenhochburg stehen plötzlich Dutzende von Ladenlokalen leer; Nachmieter, die vor der Krise noch Schlange standen, sind offensichtlich schwer finden. Gaststätten, so ergab eine aktuelle Umfrage der Tageszeitung "Pravo", erleben Umsatzeinbrüche um 25 Prozent. Erstmals seit dem Systemwechsel sinken die Immobilienpreise, berichten Makler.

Die Nachrichten aus der Realwirtschaft ähneln denen aus anderen EU-Ländern. Europaminister Alexandr Vondra beharrt dennoch: "Wir müssen die Probleme von Fall zu Fall, von Land zu Land lösen, und nicht riesige Probleme voraussagen und Osteuropa als "ein großes schwarzes Loch" darstellen", diktierte der konservative Politiker internationalen Korrespondenten, ganz im Einklang mit der CNB.

Nicht abreißende Hiobsbotschaften aus ganz Europa geben der tschechischen Position teilweise Argumentationshilfe. In den Spekulationen um drohende Staatsbankrotte werden immer häufiger nicht nur die neuen EU-Staaten, sondern auch Irland und Griechenland genannt. Von den Einbrüchen in der Realwirtschaft hat sich kein einziges EU-Land unberührt gezeigt. Pikant aber bleibt der Interessenkonflikt, der sich hinter der staatlichen Eigenwerbung aus Prag verbirgt: Denn eigentlich würde vom aktuellen EU-Vorsitz in der Krise voller Einsatz für EU-Solidarität und gemeinsame Politik erwartet.